Vorwort.
Es ist die Aufgabe der Geschichte, zu zeigen, daß
Alles, was der Menschengeist durch die verschiedenen Stufen
seiner Entwicklung hindurch sich erarbeitet und errungen hat,
nichts Anderes ist, als die fortschreitende Offenba¬
rung Gottes im Leben der Menschheit selbst,
oder die Erziehung und Heranbildung derselben zur Gott¬
ähnlichkeit. Wird darum die Geschichte als das, was sie
wirklich ist, erkannt und ftudirt, so muß sie auf das gei¬
stige Leben des Menschen den wohlthätigften und wichtigsten
Einfluß üben, und abgesehen davon, daß sie Trägerinn alles
Wissens ist, leicht selbst mehr als der eigentliche Religions¬
unterricht den unmittelbaren Glauben an die göttliche Welt¬
regierung und an die höhere Bestimmung der Menschheit,
darum Achtung vor Menschenwürde und Sinn für Wahrheit
und Recht erwecken und stärken. Und indem sie den Men¬
schen sich selbst, seine Kraft und seine eigenthümliche Stel¬
lung zur Gesammtheit kennen und begreifen lehrt, weckt sie
in ihm ebensowohl edles Selbstgefühl als freudige Liebe zum
Gemeinwesen, und ist so ein vorzügliches Mittel, ihn von
den Alles verunreinigenden Banden der Selbstsucht erlösen
zu helfen. —
Aber was ist aus diesem so wichtigen und herrlichen
Unterrichtszweige in den Händen so Vieler durch verkehrte
entweder mechanisch-objective oder subjectiv-räso-
nirende Behandlungsweise geworden? Die Ersten, weil
selbst gedankenlos, finden sogar in der wundersam manchfal-
tigen Entwicklung des Menschengeistes keinen Gedanken
und geben statt Geschichte eine chaotische Masse von Namen,