22 Westeuropa.
denen in Venedig auf eingerammten Pfählen ruhen, so heißt Amsterdam auch das uordische
Venedig. Residenz ist der Haag, schön, aber still, 310000 Einw.; in dessen Nähe das Welt-
bekannte Seebad Scheveningen. An der Maas Rotterdam, 470000 Einw., der beste
Seehandelshafen der Niederlande. Im Mündungsgebiet der Schelde Vlissingen, ein
starker Kriegshafen und wichtiger Überfahrtsplatz nach England. Die bedeutenderen
Wohnplätze liegen an der Küste, dem Hauptsitze des Handels.
Die beiden Universitätsstädte Leid eu uud Utrecht, dieses mit 130000 Einw.,
gehören gleichfalls der Westhälfte des Landes an.
Der Süden. In den Südprovinzen besteht wie in dem benachbarten
Belgien vielfach Spinn- und Webeindustrie. Bei Maastricht, wo die Maas
aus den Ardeuueu tritt, finden sich mächtige Steinbrüche, die das steinarme
Niederland mit trefflichem Baustoff versehen.
Bevölkerung. Die Holländer sind durchaus deutscher Abkunft (Friesen und
Sachsen) und überwiegend protestantisch. Dank den mannigfachen und lohnenden
Erwerbszweigen erfreuen sich fast alle Schichten der Bevölkerung eines gewissen Wohl-
standes. Die Dichte steigt in den westlichen Provinzen bis zu 400 Einw. auf 1 qkm
und darüber.
Die auswärtigen Besitzungen der Niederlande. Unter den europäischen Kolonial-
stallten nehmen die Niederlande eine hervorragende Stelle ein. Die wichtigsten ihrer
Kolonien liegen im Ostindischen Archipel zwischen Indien und Australien; sie umfassen
hier den weitaus größten Teil der Snndainseln und die Molukkeu oder Ge-
Würzinseln. Unter den ersteren ist Java (jäwa) die berühmteste und eine der
fruchtbarsten Kolonien des Erdbodens überhaupt. Der ganze auswärtige Besitz ist
mehr als 50 mal so groß (rund 2 Mill. qkm) als das Mutterland und hat etwa 7 mal
soviel Einwohner (fast 40 Mill.) als dieses.
Die Überschau der natur- und wirtschastsgeographischen Verhältnisse Hol-
lands berechtigt zu der Behauptung:
Holland ist ein zwar kleiner, aber mächtiger See- und Handelsstaat.
Städtetafel.
Amsterdam 560 000 Einw. Rotterdam 400 000 Einw.
Haag 270 000 „ Utrecht 120 000 „
Das Königreich Beigten. (Zurzeit fast ganz von den Deutschen besetzt.)
Fast 30 000 qkm (nicht ganz so groß wie Südbayern), 7 2/5 Mill. Einw., auf 1 qkm 257.
Grenzen. Von den Niederlanden wird Belgien durch das sandige Kempen-
land (die Kampine), von Deutschland durch das Hohe Venn, von Frankreich durch
das Hügelland von Artois (artoa) geschieden. Abgesehen von seiner Küste, hat
also Belgien wie Holland nur schwach angedeutete Naturgrenzen.
Küste. Die belgische Dünenküste ist — die breite Trichtermündung der Schelde
ausgenommen — hafenlos. Nur Antwerpen an der Schelde entwickelte sich dank
seiner gegen den Kanal geöffneten Lage zu einem Seehandelsplatz ersten Ranges.
Belgien hat daher trotz der Seenähe vorwaltend Binnenverkehr.
Bodengestalt. Das Land ist im N. und NW. flach, im S. und SO.
gebirgig; so scheiden sich naturgemäß Hochbelgien und Niederbelgien. Hoch-
belgien ist die westliche Fortsetzung des Rheinischen Schiefergebirges, Niederbelgien
der westlichste Ausläufer der uordgermanischen Niederung.