15. Karl's V. auswärtige Kriege.
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Karl's V. ein williges Ohr. Der Kaiser versprach ihm nicht nur die Hand
seiner Schwester Eleonore, der verwitweten Königin von Portugal, sondern
schmeichelte ihm auch mit der Idee, einen unabhängigen Staat sür ihn zu
bilden und das Königreich Arelat zu erneuern. Als Franz den Feldherrn
Bonivet, einen von der Königin-Mutter bevorzugten Günstling, nach Italien
sandte, um Mailand wieder zu erobern, machte Bourbon mit den kaiserlichen
Truppen einen Einfall in die Provence und belagerte Marseille, während
Heinrich VIII., der noch immer nach der Krone Frankreichs trachtete, durch
die Picardie bis 20 Meilen von Paris vordrang. Aber Beide verzweifelten,
Weitere Fortschritte zu machen und sahen sich zum Rückzüge genöthigt. Franz
aber ging selbst, trotz des nahen Winters, über die Alpen, überraschte seinen
Gegner Bourbon, dem es an Truppen und Geld fehlte, gewann Mailand,
hielt sich dann aber bei der Belagerung des mit Lebensmitteln hinlänglich
versehenen Pavia auf und schwächte noch seine Streitkräfte, indem er einen
Theil derselben gegen Neapel sandte, um auch dieses wieder zu erobern.
Am 24. Februar 1525, dem Geburtstage Karl's V., hatte der kaiser¬
liche Befehlshaber Pescara Alles mit großer Klugheit zur Schlacht bei
Pavia vorbereitet und angeordnet. Als die Kaiserlichen dem Befehle ge¬
mäß ihre Zelte verbrannten, glaubten die Franzosen, sie flöhen; bald aber
sahen sie sich angegriffen; Bonivet, dessen Rath so viel geschadet, stürzte sich
unter die Feinde und fand den gewünschten Tod; die Blüte des Adels, die
besten Anführer erlagen, heldenmüthig kämpfend, 8-—10,000 kamen um's
Leben, alles Gepäck, alles Geschütz ging verloren. Als König Franz
sah, daß jede Anstrengung vergeblich und nichts mehr zu retten sei, schlug
er verwundet und fast vereinzelt den Weg zur Brücke über den Ticino ein.
Hier ward ihm aber fein Pferd erschossen, ein Spanier setzte seinen Degen
in die Fugen der Rüstung des Gestürzten und drohte ihn zu erstechen, wenn
er sich nicht ergebe. Sobald Franz diese Lebensgefahr bemerkte, rief er: „Ich
bin der König und ergebe mich dem Kaiser!" Bon allen Seiten drängten
jetzt die Soldaten herbei, und jeder wollte von ihm eine Beute, ein Andenken
besitzen, so daß Helm und Federbusch geplündert, ja vom Kleide ein Stück
nach dem andern abgeschnitten ward, bis fast nichts übrig blieb. Hierbei
behielt der König solche Fassung und Heiterkeit, daß er selbst mit den
Soldaten scherzte. Plötzlich sah man Bourbon nahen, den von französischem
Blute noch triefenden Degen in der Hand, worüber Franz sich so entsetzte,
daß Pescara jenem entgegen ging und ihn bat: er möge den Degen ein¬
stecken und sich gemäßigt und milde gegen seinen alten Herrn benehmen.
Bourbon versprach es, ließ sich vor dem Könige auf ein Knie nieder, suchte,
obwohl vergebens, dessen Hand zu ergreifen und sprach: „Wenn Eure Maje¬
stät meinem Rathe in manchen Dingen gefolgt wären, würden Sie sich nicht
in der jetzigen Noth befinden und das Blut des französischen Adels nicht
diese Felder düngen!" Alle zogen mit dem Könige gen Pavia. Unterwegs