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schlecht derer von Trotha führt noch immer den Raben mit dem
Ring im Wappen; auch der Turm steht noch, auf welchem die ver¬
spätete Entdeckung des rechten Diebes geschehen ist, und trägt auf
seiner Wetterfahne das Rild des verhängnisvollen Vogels.
149. Der Hase und der Fuchs.
(Bechstein.)
Ein Hase und ein Fuchs reisten beide mit einander. Es war
Winterszeit, grünte kein Kraut, und auf dem Felde kroch weder
Maus noch Laus. „Das ist ein hungriges Wetter,:i sprach der Fuchs
zum Hasen, „mir schnurren alle Gedärme zusammen.“ — „Ja wohl,“
antwortete der Hase. „Es ist überall Dürrhof, und ich möchte meine
eigenen Löffel fressen, wenn ich damit ins Maul langen könnte.“
So hungrig trabten sie mit einander fort, Da sahen sie von
weitem ein Rauernmädchen kommen, das trug einen Handkorb, und
aus dem Korbe kam dem Fuchse und dem Hasen ein angenehmer
Geruch entgegen, der Geruch von frischen Semmeln. „Weifst du
was!“ sprach der Fuchs, „lege dich hin der Länge lang und stelle
dich tot! Das Mädchen wird seinen Korb hinstellen und dich aufheben
wollen, um deinen armen Ralg zu gewinnen, denn Hasenbälge geben
Handschuhe; derweilen erwische ich den Semmelkorb, uns zum
Troste.“ Der Hase that nach des Fuchsen Rat, fiel hin und stellte
sich tot, und der Fuchs duckte sich hinter eine Windwehe von
Schnee.
Das Mädchen kam, sah den frischen Hasen, der alle Viere von
sich streckte, stellte richtig den Korb hin und bückte sich nach dem
Hasen. Jetzt wischte der Fuchs hervor, erschnappte den Korb und
strich damit querfeldein; gleich war der Hase lebendig und folgte
eilends seinem Regleiter. Dieser aber stand gar nicht still und machte
keine Miene, die Semmeln zu teilen, sondern liess merken, dass er
sie allein fressen wollte. Das vermerkte der Hase sehr übel.
Als sie nun in die Nähe eines kleinen Weihers kamen, sprach
der Hase zum Fuchs: „Wie wäre es, wenn wir uns eine Mahlzeit
Fische verschafften? Wir haben dann Fische und Weifsbrot, wie die
grossen Herren! Hänge deinen Schwanz ein wenig ins Wasser, so
werden die Fische, die jetzt auch nicht viel zu heissen haben, sich
daran hängen. Eile aber, ehe der Weiher zufriert.“ Das leuchtete
dem Fuchs ein, er ging hin an den Weiher, der eben zufrieren
wollte, und hing seinen Schwanz hinein, und eine kleine Weile, so