Full text: Von der Gründung der Mark Brandenburg bis zum Wiener Kongreß (Teil 2)

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— Köln. Gerade dieser geistliche Reichsstand bietet ein anschauliches 
Bild, wie man im siebzehnten Jahrhundert Politik machte. Maxi¬ 
milian Heinrich, der Kurfürst (1650—88), war ein bayrischer Prinz; 
Thm war als solchem das antikaiserlich-franzosenfreundliche Bündnis 
Waldecks sympathisch, zumal im Hintergründe die mögliche Erhebung 
des bayrischen Hauses auf den Kaiserthron winkte. Aber als Erz¬ 
bischof und kölnischem Fürsten stand ihm wieder das katholisch¬ 
neuburgische Gegenbündnis näher, welches ein etwaiges Erstarken 
der protestantisch -brandenburgischen Macht am Rheine und in den 
westlichen Angelegenheiten zu bekämpfen bestimmt war. So schloß 
er denn mit beiden Parteien ab und suchte zwei Eisen im Feuer 
zu behalten. 
Fürstenbund hüben und drüben, beide unabhängig neben dem 
Kaisertum, beide zunächst Embryonen. Eine eigenartige Fügung 
war es, daß gerade und nur dem unbeabsichtigt von Waldeck 
erweckten Gegenbunde beschießen wurde, sich unter mancherlei Wand¬ 
lungen auszuwachsen zu einer großen Organisation, deren besondere 
Geschichte zu verfolgen hier fern liegt: dem Rheinischen Bunde, der 
von 1658—1667 einen Teil aller Reichsangelegenheiten beherrscht 
und wesentlich den Zwecken Frankreichs, seines Mitgliedes und 
Schützers, zu dienen gehabt hat. 
Für Friedrich Wilhelm dagegen sollte die Friedensruhe, welche 
bisher erlaubt hatte, allgemeine politische Gedankengänge zu traktieren, 
auf Jahre hinaus durch Ereignisse von konkretester und dringlichster 
Art unterbrochen werden, durch den nordischen Krieg von 1655 
bis 1660. 
Ed. Heyck, Der Große Kurfürst. S. 10—24 mit Auslassungen. 
VI. Der Große Kurfürst in seinen Beziehungen zu 
Frankreich nach dem frieden zu JSymwegen. 
Auf der Rückkehr von der Schwedenjagd erhielt der Kurfürst 
am 18. Februar in Pittau die Nachricht von dem Beitritt des Kaisers 
und Spaniens zum Nymwegener Frieden. Längst Hatte er mit dieser 
Eventualität gerechnet und mit Frankreich geheime Verhandlungen 
angeknüpft: es war nicht seine Schuld, wenn er seinen unzuverläs¬ 
sigen Alliierten nicht mit einem Separatfrieden zuvorkam. Nur 
hatte er den Fehler begangen, in der ihm eigenen überstürzten Art 
höchst undiplomatisch Absichten. die nur sorgsam geheim gehalten 
erreichbar waren, gerade an der Stelle, die es zum Gelingen zu 
umstricken galt, voKilia kund zu tun, indem er am Tage der Über¬ 
gabe von Stralsund dem zuFSafel gezogenen französischen Militär¬ 
bevollmächtigten beim schwedischen Heere, Graf Rebenac, seinen 
Entschluß erklärte, mit Frankreich in enae Allianz zu treten, um an 
dessen Seite die bisher von Schweden eingenommene Stellung aus- 
Beyer, Lesebuch zur Deutschen Geschichte. II. 4
	        
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