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seyn durfte. — Da er älter wurde, und sich
selbst sein Brod verdienen mußte, ward ihm keine
Arbeit zu schwer. Wenn andere Leute klagten,
daß sie so viel zu thun hätten, und daß sie mit
ihren Arbeiten nicht fertig werden könnten; so
wunderte er sich darüber; denn er meinte, man
könne immerfort mit Allem fertig werden, wenn
man nur Lust und guten Willen habe, und dabey
gesund sey. „Ich stehe alsdann," sagte er, „eine^
Stunde früher auf, sehe mich nicht viel bey der
Arbeit um, und bekümmere mich nicht um Dinge,
die mich nicht angehen und bey der Arbeit doch
nur aufhalten. Und da werde ich immer zu
rechter Zeit fertig! D und wie schön ist eö dann
am Abend, wenn man mit allen seinen Arbei¬
ten fertig ist! Das Essen schmeckt einem noch
einmal so gut, und der Schlaf wird viel süßer,
als wenn man den ganzen Tag verträumt und
vertändelt hat." —
So machte es Gottlieb fort und fort.
Er war Anfangs sehr arm gewesen; denn seine
Ältern hinterließen ihm keinen Kreuzer Geld;
aber durch seine Arbeitsamkeit hatte er sich nach
und nach ein hübsches Vermögen erworben, und
war beynahe reich geworden.
„Aber warum arbeiten Sie denn noch?"
fragten ihn zuweilen manche unverständige Men¬
schen. „Sie haben ja Geld; Sie könnten ohne-