zu erweisen, wenn sie die Macht auch seines Sohnes an der
Wurzel ergriffen, wenn sie die höchste Not des Leibes und
Lebens über seine Unterthanen brächten. Unter jenen that
sich besonders durch seine Dienstfertigkeit der Bischof Stephan
von Lebus hervor. Dieser, obgleich selbst ein märkischer
Bischof, trug kein Bedenken, einen Einfall der Polen und
der mit ihnen verbündeten heidnischen Litthauer in die Mark
zu veranlassen. Unerhört waren die Greuel, welche diese
Horden verübten. Die Dörfer, rein ausgeplündert, gingen
in Flammen auf; die Menschen selbst wurden unter grausamen
Qualen zu Tode gemartert. Die Neumark, die Uckermark
hatten besonders zu leiden; jammernd und wehklagend flüchteten
die Landleute sich hinter die Mauern der Stävte. Wie ein
Gewittersturm so plötzlich und so heftig fuhr das Unheil in
das Land; wie betäubt ließen die Märker es über sich ergehen.
Endlich ermannten sich Ritter wie Städte. Als sich die
Horden der Feinde über die Umgegend von Frankfurt a. O.
ergossen, wurden sie angegriffen und nach leichtem Kampfe
geschlagen. Nun stoben sie davon und kehrten in ihr Land
zurück, da sie in den ausgeraubten Gebieten nichts mehr zu
leben fanden, und weitere Ausbreitung ihnen durch die Waffen
verschlossen war.
6. Der Propst von Bernau in Berlin.
Ein Schrei des Entsetzens ging durch die ganze Mark.
Grenzenlos war die Aufregung gegen die Urheber dieser Leiden.
Da geschah es, daß zahlreiches Volk zur Zeit des Jahrmarktes
in Berlin versammelt war. Zwischen den Buden der Verkäufer
drängten sich Landleute aus den benachbarten Dörfern. Berlin
hatte außer dem alten Markte, jetzt Molkenmarkt, einen neuen
Markt in der Nähe der Marienkirche erhalten. In dieses
lebhafte Marktgetriebe stürzten plötzlich Flüchtlinge und erzählten
unter Jammern und Wehklagen von den Leiden, die sie be¬
troffen hatten oder doch bedrohten. Da ergriff eine leiden¬
schaftliche Aufregung das Marktvolk. Zu seinem Unglücke
befand sich gerade der Propst von Bernau, ein Anhänger des
Bischofs, in der Stadt. Sobald das bekannt wurde, stürmte
die Menge, ein Opfer ihrer Wut fordernd, nach der Wohnung
des Propstes von Berlin. Man fand hier in der That den
Propst Nikolaus von Bernau. Wer fragte da, ob er
wirklich schuldig sei? die Volkswut ist blind. Man zerrte
ihn hinaus, stieß ihn auf den Markt und schlug ihn mit