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Bilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte.
reicht hatten, ging es den schwedischen und dänischen Landen zu; überall
wurde der Monarch von jubelnden Volksscharen begrüßt. — Den herr¬
lichen Nordlandsfahrten schließen sich die Reisen durch Süd-Deutschland
und Süd-Europa au. Kaiser Wilhelm II. besuchte die Staaten Süd-Deutsch-
lauds, Württemberg, Baden und Bayern, und eilte dann dem bewährten
großväterlichen und väterlichen Freunde, Kaiser Franz Joseph von
Österreich, in die Arme. Die nun folgenden herrlichen Wiener Kaiser¬
tage offenbaren auf das deutlichste, daß der Bund, den die Herrscher
mit einander geschlossen haben, auch ein Herzensbnnd der Völker ist.
In heiliger Begeisterung scharte sich das österreichische Volk um die hehren
Kaisergestalten und preist die Tugenden der edlen Herrscher in schönen
Liedern. Noch weiter nach Süden zog der Friedensfürst. Unter Italiens
blauem Himmel erneuerte er den Freundschaftsbund mit König Hnmbert,
dem Freunde des unvergeßlichen Vaters. In Gemeinschaft mit
ihm unternahm er die Kaiserfahrt nach den paradiesischen Ge¬
filden Süditaliens, wo allerorten ihm Jubel uud Freudenklang ent¬
gegen tönten. Durch diese herrlichen Kaiserfahrteu hat uns unser
Kaiser den Frieden gesichert. Möge nun auch weiterhin die Thätigkeit
des erhabenen Friedensfürsten von dem segensreichsten Erfolge begleitet
sein! —
Weil er ein echter Hohenzoller ist, so haben wir endlich auch au
ihm einen mächtigen Beschützer des Vaterlandes. „Ich bin entschlossen,
Frieden zu halten mit jedermann, ,)o viel an mir liegt!" gelobt er in
seiner ersten Thronrede, aber er fährt fort: „Ich werde dem Vaterlande
die Wohlthaten des Friedens nicht verkümmern, wenn der Krieg nicht
eine uns aufgedrungene Notwendigkeit ist." Damit bekundet er deutlich
genug, daß er wohl die ernste Absicht hat, uns den goldenen Frieden
zu erhallen, aber auch das Schwert zu ziehen bereit ist, wenn es gilt,
die Ehre des Vaterlandes zu retten. Um für solche Zeiten recht vor¬
bereitet zu sein, suchte er mit aufopferndster Pflichttreue „die eiserne
Hand", „das Volk in Waffen", zu stählen und seine Tüchtigkeit zu er¬
höhen. — Es werden neue Armeekorps gebildet, die Waffen vervoll¬
kommnet und alle Mittel gewissenhaft benutzt, die zur Erreichung des
genannten Zweckes beitragen. So steht Deutschland gegürtet uud gerüstet
da. In der einen Hand trügt Germania die Palme des Friedens, in
der andern das Schwert. Wehe dem Frevler, der es wagen wollte,
die Ehre unseres Vaterlandes anzutasten! „Die eiserne Hand" würde
ihn zerschmettern. —
Familienleben. In den Bestrebungen um die Wohlfahrt des
Volkes wird der Kaiser durch sein trautes Gemahl, die Kaiserin Angusta