Full text: Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen

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Bilder aus der älteren deutschen Geschichte. 
und den Mann zerschmettern, der die Axt jetzt an den Baum legte, um 
ihn zu fällen. Tiefer und tiefer drang dieselbe in den knorrigen Stamm, 
und immer lauter dröhnten die Schläge durch den stillen Wald. End¬ 
lich sank der alte Baum mit einem furchtbaren Krach zu Boden. Seine 
Krone war zerbrochen und der Stamm in vier Stücke zerspalten. Kein 
Blutstropfen war aus feinem Marke hervorgequollen, was nach dem 
heidnischen Glauben der Fall sein sollte, falls der Baum verletzt werden 
würde. Thor, der Gott des Donners, hatte auch kein sichtbares Zeichen 
feines Zornes gegeben; im Gegenteil, die Sonne schien so freundlich, 
als wolle sie sich über diese mutige That herzlich freuen. Jetzt waren 
auch die hartnäckigsten Herzen überwunden, denn sie hatten sich von der 
Ohnmacht ihrer Götter in deutlichster Weise überzeugt. Sie fallen auf 
ihre Kniee und heben ihre Hände betend auf zu dem Gott, von dem 
Bonifazius schon lange in ergreifenden Worten gezeugt hat. Aus dem 
Holz der Eiche bauete Bouifazius ein Gotteshaus. Mehr und mehr 
verschwanden im deutschen Land die Götzenaltäre, und Kirchen und 
Kapellen entstanden, in denen man den allmächtigen Gott verehrte. Weil 
Bonifazius durch seinen ungemein freudigen Eifer, sowie durch seinen 
nie rastenden Fleiß für die Verbreitung des Evangeliums in Deutschland 
so unendlich viel gethan hatte, ernannte ihn der Papst zunt Erzbifchof 
von Mainz und unterstellte seiner Aufsicht die Kirchen Deutschlands. 
Schon lange vor der Berufung in das genannte hohe Amt hatte ihm 
der Papst dadurch den Dank ausgedrückt, daß er ihm den Ehrennamen 
„Bonifazius" beilegte, welcher „Wohlthäter" bedeutet. (Weshalb?) 
5. Des Bonifazius letzte Tage. Der mutige Mann sehnte sich 
aber noch nicht nach Ruhe, noch einen Wunsch trug er auf dem Herzen. 
Er wollte noch einmal zum Friesenvolke ziehen; vielleicht würde es ihm 
jetzt gelingen, sie zu Christo zu führen. — Um seinen Herzenswunsch zu 
erfüllen, begab sich der 73 jährige Greis in das Land der Friesen. Sein 
Werk schien auch jetzt mit Erfolg gekrönt zu sein, denn viele hörten ihm 
zu und begehrten die heilige Taufe. Am nahen Pfingftfeste sollte der 
Taufakt ausgeführt werden. Um diese Zeit hatte er sein Lager an der 
Borne, einem Flüßchen Frieslands, aufgeschlagen. In der Morgenfrühe 
des nächsten Tages sollten die Bekehrten die Taufe empfangen. Kaum 
grauete der Tag, als eine Schar roher Heiden erschien. In ihren 
Händen trugen sie große Keulen, und mit lautem Geheul stürmten sie 
auf das Zelt des Bouifazius zu. Dieser trat ihnen entgegen. Noch 
meinte er, es wären die erwarteten Täuflinge, aber bald wußte er, daß 
fein Tod nahe sei. Die Begleiter des Helden griffen zu den Waffen, 
um den geliebten Mann zu schützen; doch er rief ihnen zu: „Lasset ab
	        
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