Full text: Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen

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Bilder aus der älteren deutschen Geschichte. 
endetem Kampfe von neuem, damit es den Glauben ihrer Väter rette. 
Einmal hatten die Sachsen das Heer Karls aus einem Hinterhalte über¬ 
fallen und ein großes Blutbad unter Karls Kriegern angerichtet. Da 
wurde Karl von furchtbarem Zorn entflammt und ließ an einem Tage 
4500 Sachsen hinrichten. Das Sachsenvolk suchte noch einmal alles 
aufzubieten, um diese Blutthat zu rächen. Wiederum stürmte Wittekind 
durch das Land und rüstete zum Kampfe gegen Karl, aber er wird ge- 
fch lagen und muß zuletzt als Flüchtling im Lande umherirren. — Nun 
wankt auch sein Glaube an die alten Götter. Ihn zieht es mehr und 
mehr zu dem Gott hin, dem der große Karl dient; von dem Gott der 
Christen möchte er mehr hören. Darum schleicht er sich, als Bettler 
verkleidet, in das Lager seines Feindes. Karl will eben in der erleuchteten 
Kirche das heilige Weihnachtsfest feiern, als sich ein Bettler ihm nahet, 
der der Feier beiwohnen möchte. Wittekind sieht mit Staunen den im 
Kerzenglanze strahlenden Weihnachtsbaum und hört mit Verwunderung 
von dem Christkindlein, das der Erde den Frieden gebracht hat. Endlich 
faltet der Sachse seine Hände; sein Auge wird feucht, und er betet mit 
zu dem allmächtigen Gott, vor dem auch der große Karl im Staube 
liegt. Diese Weihnachtsfeier machte auf Wittekind einen solchen er¬ 
greifenden Eindruck, daß er sich dem Karl ergiebt und um die heilige 
Taufe bittet. Mit freudigem Herzen willigte Karl ein, und fo wurde 
aus dem wilden Heiden ein gläubiger Christ. Mit seiner Überwindung 
ist auch der Widerstand des Sachsenvolkes gegen das Evangelium ge¬ 
brochen. Ein neues Leben erfüllt plötzlich die Herzen dieses Volkes. 
Nachdem in der Nähe von Wolmirstedt die ersten Sachsen die Taufe 
empfangen hatten, 782 n. Chr., kommen sie scharenweise und geloben, 
fortan dem Gotte Karls dienen zu wollen. Nun war auch hier die 
Macht des Heidentums vernichtet, aber erst in der langen Zeit von 31 
Jahren ist dieses Ziel erreicht worden. — 
3. Karl im Schmuck der Kaiserkrone. Als Karl einst zu Pader¬ 
born Hof hielt, erschien vor ihm der Papst Leo III. und bat ihn flehent¬ 
lich um Hilfe wider diejenigen, welche ihn bei einer Prozession in Rom 
so arg mißhandelt hatten. Karl sagte ihm seinen Beistand zu, zog bald 
nach Rom und bestrafte die Schuldigen sehr hart. Am Weihnachtsfeste 
begab sich Karl in die Peterskirche. Als er am Altar zum Gebet nieder¬ 
kniete, trat der ihm zu großem Danke verpflichtete Papst hinzu und 
schmückte das Haupt Karls mit der Kaiserkrone (800 n. Chr.), worauf 
das versammelte Volk in den Jubelruf ausbrach: „Leben und L>ieg dem 
von Gott gekrönten großen, friedfertigen Kaiser der Römer!" Durch 
diesen wichtigen Akt hatte ihn der Papst nicht nur zum Kaiser, sondern
	        
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