Full text: Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen

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Bilder aus der älteren deutschen Geschichte. 
Gewand wurde gewöhnlich in der Mitte durch einen Gürtel gehalten, 
den die reiche Deutsche noch mit blinkendem Edelgestein verzierte; auch 
der deutsche Mann trug in späterer Zeit ein leinenes von seinem Ehe¬ 
gemahl angefertigtes Gewand; der Mantel desselben bestand aus grobem 
Tuch und wurde bei den Vornehmeren durch eine goldene Spange, bei 
den ärmeren dagegen durch einen Dorn auf der Schulter zusammen¬ 
gehalten. — 
3. Beschäftigung. Nahrung. Der deutsche Mann fand am Acker¬ 
bau kein Vergnügen; die Bestellung des Feldes überließ er den Mit¬ 
gliedern seiner Familie und den Knechten. Mehr Fleiß und Sorgfalt 
verwandten sie auf die Betreibung der Viehzucht; mit Wohlgefallen und 
sichtlicher Freude ruhte das Auge des Hausvaters auf seinen Herden, 
die auf den grasreichen Ebenen im Sonnenglanze sich tummelten. — 
Die größte Lust gewährten dem Deutschen Jagd und Kampf. Ein er¬ 
hebendes Gefühl belebte das Herz des Helden, wenn seine Gemahlin 
ihm das Schwert umgürtete und ihn mit dem Schild, der aus Weiden 
geflochten und mit Fell überzogen war, bewaffnete. Und dann wieder: 
Welche Freude herrschte im Deutschen Hause, wenn am Spätabend der 
Hausvater mit dem erlegten Wild in sein Heim zurückkehrte: In 
schnellem Laufe eilten die Kinder über die Schwelle des Hauses dem 
Kommenden entgegen und geleiteten ihn mit lautem Jubel an den häus¬ 
lichen Herd, wo die Hausfrau schon die kräftige Kost bereitet hatte. — 
Der Acker trug Gerste, Hafer, Rüben u. s. w.; das Vieh gab ihnen 
Milch, Butter und Käse; die Jagd manch herrliches Wildpret. Aus 
dem Gerstensaft wußte der deutsche Mann schon in alter Zeit ein kräftiges 
Bier zu bereiten, während der schäumende Met aus Honig und Wasser 
hergestellt wurde. — 
4. Des Deutschen Hans und Familie. Jeder einzelne Hausvater 
bauete sich, fern von den andern, aus gewaltigen Baumstämmen das 
einfache Haus und umgab den Hof mit Pfahl und Strauchwerk. Das 
war sein und seiner Familie unantastbares Heiligtum, und der deutsche 
Mann waltete in demselben wie ein Priester, Richter und Fürst. — 
War er von einem Kriegs- oder Jagdzuge ermüdet heimgekehrt, so pflegte 
er der Ruhe auf der Bärenhaut, oder er wohnte fröhlichen Trinkgelagen 
bei, wobei der Bragabecher kreiste und in lustigen Liedern die Thaten 
der gefallenen Helden gefeiert wurden. — Seine Frau war nicht eine 
Sklavin, sondern er sah in ihr eine liebe Gehülfin. In der Ehre, die 
sie dem weiblichen Geschlechte erwiesen, kam il>nen kein anderes Volk 
gleich. — Ja, sie erblickten in ihren Frauen sogar etwas Höheres, der 
Gottheit Verwandtes, und diejenigen Frauen und Jungfrauen, denen
	        
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