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Art, Brust und Kopf zu tragen, worin von Stolz uub Selbstgefühl
gerade so viel war, wie dem Prinzen nnd dem verwegenen Soldaten
geziemt.
Ein ungezügelter Lebensgenuß hatte in feine edlen Züge Spuren
einer frühzeitigen Zerstörung getragen, doch war darin nichts von ge¬
meiner Sinnlichkeit zu finden, und sein Ausdruck war nicht, wie man
glauben könnte, der eines vornehmen Wüstlings, weil sich in ihm zu viel
große Ideen regten und das innere,, Bedürfnis nach Ruhm und Größe
wie ein veredelnder Schein in fein Äußeres trat.
Geboren mit so herrlichen Eigenschaften und in großen Verhältnissen,
hätte er notwendig ein großer Feldherr werden müssen, wenn ein langer
Krieg ihn dazu erzogen hätte, oder wenn mehr Ernst des Charakters,
weniger unbekümmerte Sorglosigkeit ihm im Frieden ein nachhaltiges
Betrachten und Prüfen der großen Lebensverhältnisse gestattet hätte. Er
war nicht, wie die meistert Männer, die wir hier zu schildern haben,
uubekauut geblieben mit den Erscheinungen der neueren Zeit im Kriegs-
und Verwaltungswesen; er hing nicht mit blindem Köhlerglauben an
der Überzeugung, daß das Preußentum sich notwendig über alles er¬
heben müsse, und daß der preußischen Taktik nichts widerstehen könne.
Die großen Ereignisse der Welt beschäftigten ihn lebhaft, die neuen Ideen
und Erscheinungen, von feinem lebhaften Geist angezogen, rauschten durch
seinen Kopf; er spottete der Kleinlichkeit und Pedanterie, mit der man
Großes thun wollte; er suchte den Umgang der ausgezeichnetsten Köpfe
aller Fächer; aber — es war in feinem Leben keine Stunde ernsten,
ruhigen, selbstthätigen Nachdenkens, und folglich auch in feinem Innern
kein eigener kerniger, gesunder Gedanke, keine zum konsequenten Handeln
führende, abgeschlossene Überzeugung. Der Umgang mit den ausge¬
zeichnetsten Köpfen schadete ihm mehr, als er ihm half, denn er schöpfte
ihre Ideen von der Oberfläche ab und nährte seinen Geist damit, ohne
je selbst eilte zu erzeugen. Das überwiegende Gefühl des Mutes gab
ihm dabei eine falsche Sicherheit. So kam es denn, daß er auch über
den Krieg wie über andere Dinge keine klaren Vorstellungen hatte, daß
die Art, wie er jetzt geführt werden müsse, ihm dennoch sremd geblieben
war, und daß er, als es zum Handeln kam, bei Saalfeld am Ende
nichts Besseres zu thun wußte, als was ihm die Revueplätze von Berlin,
Potsdam und Magdeburg gelehrt hatten. Wie zu erwarten war, schlug
er dabei die Wirkungen seines Mutes zu hoch an; er wollte das Un¬
mögliche. Er erlag der eisernen Notwendigkeit, weil er nicht mit dem
Verstände, sondern bloß mit dem Herzen hatte widerstehen wollen. Er
fand den Tod, weil er wie Talbot von der Erde, die zum Schlachtfelde
biente, wie von feinem Schilde nicht lassen wollte — und dies ist der
letzte unb unumstößliche Beweis seiner gerechten Ansprüche ans Ruhm
unb Große.
Schon int Revolutionskriege, obgleich kaum 20 Jahre alt, hatte
Prinz Louis als General an ber Spitze einer Brigabe mit Auszeichnung
gefochten, unb wenn er bamals nicht viel mehr geleistet hat, so lag es