Die alten Griechen. Alexander der Große. 3
damit meinte und ließ ihn vom Scheiterhaufen zu sich kommen. Krösus erzählte ihm, wie
Solon ihn auf die Bergänglichkeit alles Irdischen aufmerksam gemacht und gesagt habe,
„niemand ist vor seinem Tode gliickich zu preisen". Cyrus schenkte ihm darauf das Leben,
und behielt ihn bei sich als Freund. Später wurde Cyrus iu einer Schlacht gegen die
Massageten getötet. Tomyris, die Königin der Massageten, tauchte sein Haupt in einen
Schlauch mit Blut und ries: „Nun trinke dich satt, Barbar!"
6. Die alten Griechen.
Wohnsitz. Eine große Halbinsel erstreckt sich im Ost:n Süd-Europas in das mittelländische
Meer, deren südlicher Teil Griechenland heißt. Hohe Gebirge durchziehen das Land, zwischen
welchen sich fruchtbare Laudstreckeu ausbreiten. Ein ewig blauer Himmel erfreut hier das
Auge, und eine balsamische milde Lust wirkt labende Frische. Hier wohnten die Griechen.
Bildung. Die Griechen besaßen herrliche Anlagen des Körpers, sowie des Geistes und
bildeten diese sorgfältig aus. Große Dichter, Geschichtsschreiber, Maler und Bildhauer
gingen aus ihnen hervor. Sinn für alles Edle, Liebe zum Vaterlande, Mut und Tapfer¬
keit war ihnen eigen. So gelangte Kunst und Wissenschaft hier zur schönsten Blüte, und
noch heute dienen uns viele griechische Werke zum Muster.
Sokrates. 400. Einer der weisesten Menschen, die je auf Erden gelebt haben, war der
Grieche Sokrates. Als Sohn eines Bildhauers hatte er bei seinem Vater ebenfalls diese Kunst
erlernt. Sehr gern aber beschäftigte er sich damit, geistig begabte Jünglinge zu unterrichten. Er
machte sie besonders darauf aufmerksam, daß Wissen nichts wert sei, ohne Tugend. Die mit
ihm umgingen, liebten ihn sehr. Ja, einer seiner Schüler ging oft einen weiten Weg unter
Lebensgefahr, um nur mit ihm zusammen sein zu können. Sokrates lebte äußerst mäßig,
aß die einfachste Kost und härtete seinen Körper auf jede Weise ab. Er pflegte zu sagen:
„Nichts bedürfen ist göttlich, und wer am wenigsten bedarf, ist der Gottheit am nächsten."— Es
fehlte ihm indes nicht an Feinden, und diese verklagten ihn bei Gericht, er verführe die
Jugend und verachte die Götter. Die Richter verurteilten ihn hierauf, den Giftbecher zu
trinken. Mit ruhigem Gemüte sprach er im Gefängnis mit seinen Freunden noch über
die Unsterblichkeit der Seele und trank dann ohne Furcht den Giftbecher. Weinend standen
seine Freunde um ihn; er aber tröstete sie, hüllte sich darauf in feinen Mantel und verschied
mit ruhigem Gewissen.
7. Alexander der Große. 333.
Seine Jugend. Nördlich von Griechenland lag das Königreich Macedonien, welches
so mächtig wurde, daß auch Griechenland ihm Unterthan ward. Der berühmteste König
von Macedonien war Alexander der Große. Weise Lehrer hatten ihn in seiner Jugend
unterrichtet und die schönen Anlagen feines Geistes ausgebildet. Sein liebster Wunsch war,
ein großer Held zu werden. Als einst seinem Vater Philipp ein kostbares, aber wildes
Schlachtroß zum Kauf angeboten wurde, konnte es niemand bändigen. Da schwang sich
der junge Alexander auf dasselbe und bändigte es mit leichter Mühe. In freudigem Er¬
staunen, schloß Philipp seinen Sohn in die Arme und sprach: „Mein Sohn, suche dir
ein anderes Königreich, Macedonien ist zn klein für dich!" Schon in einem Alter von
20 Jahren kam Alexander auf den Thron und hegte nun kühne Pläne.
Alexanders Thaten. Mit kampsgeübten Truppen begab sich Alexander nach Klein¬
asien und besiegte hier in mehreren Schlachten die persischen Heere. Einst wurde er jedoch durch
unvorsichtiges Baden gefährlich krank, und die Ärzte fürchteten sich, die Heilung zu übernehmen.
Da nun gerade der persische König D a r i u s mit einem gewaltigen Heere nahete, so wurde Alexander
sehr unruhig. Man hatte ihn gewarnt, von seinem Leibarzt Philippus eine Medizin zu
nehmen, weil dieser ihn vergiften wolle. Alexander aber nahm den Trank, den dieser ihm
reichte und tonnte schon nach wenig Tagen mit seinen Kriegern den Persern entgegen eilen.
Bei IssuS kam es zur Schlacht, in welcher die Perser geschlagen wurden. Mit genauer
Not entkam der persische König der Gefangenschaft, während seine Mutter, seine Gemahlin
und zwei seiner Töchter nebst vielen tausend Gefangenen dem Sieger in die Hände fielen. Als
dieser gewaltige Eroberer, stolz auf seine Macht und seinen Ruhm, einst auch noch Indien
sich unterthänig machen wollte, zwangen seine murrenden Krieger ihn, umzukehren. — In
der Blüte seines Lebens ereilte ihn ein schneller Tod. Sein großes Reich zerfiel in viele
kleine Staaten, welche später unter die Herrschaft der Römer kamen.