Von d. Erhebg. Preußensz. Königreiche b. z. Gründg. b. neuen Deutschen Reiches rc. 33
b. Der König sorgt für die Bildung des Volkes. Sein Volk
wollte der König zu einer höheren Stufe der Bildung emporheben. Deshalb
gründete er die Hochschule zu Halle (an der Saale) und unterstützte andere
Hochschulen und Gymnasien. Fleißige und befähigte Jünglinge erhielten vom
König reichliche Unterstützungen, damit sie studierten. Unfähige hielt er vom
Studium ab und zeigte ihnen, auf welchem Gebiete sie dem Staate in nützlicher
Weise dienen könnten.
c. In Ostpreußen wütet die Pest. In den letzten Jahren der Re¬
gierung Friedrichs wütete in Ostpreußen die Pest. Ein Dritteil der damaligen
Bevölkerung starb hin. Dadurch wurden die letzten Lebensjahre des Königs
getrübt.
cl. Des Königs Lebensende. Vor seinem Tode hatte der König noch
die Freude, feinen Enkel, den späteren Friedrich II., über die Taufe zu halten.
Bald darauf stellte sich ein Brustleiden ein. Als er sein Lebensende nahen
fühlte, segnete er seinen Sohn und seinen Enkel, dankte seinen Ministern
für ihre Treue und starb 1713. Von seinem Volke wurde er aufrichtig be¬
trauert.
Des Königs Wahlspruch war:
„Jedem das Seine".
Wiederholungsfragen über Friedrich I. 1) Nenne Tugenden Friedrichs! —
2) Wie hießen seine Ratgeber? — 3) Wodurch erwarb sich Friedrich die Gunst des deutschen
Kaisers? — 4) Welche Umstände erweckten in Friedrich den Wunsch nach Erwerbung
der Königskrone? — 5) Wessen Zustimmung bedurfte Friedrich, um König zu werden? —
6) Wozu verpflichtete sich Friedrich für die vom Kaiser gegebene Zustimmung? — 7) Welchen
Titel führte Friedrich bis 1701? — 8) Wie nannte sich Friedrich von 1701 ab? — 9) Wer
hat ihn zum König gemacht? — 10) Wo fand die Krönung statt? — 11) In welchem
Kriege unterstützte der König Friedrich I. den deutschen Kaiser? — 12) Welche Bedeutung
hatte die Erhebung Preußens zum Königreich? — 13) Wie sorgte der König für die
Bildung des Volkes? — 14) Wodurch würbe Friebrichs Lebensabenb getrübt?
II. Friedrich Wilhelm I., 1713 bis 1740.
1) Eigenschaften des Königs. Der zweite preußische König Fried¬
rich Wilhelm I. war ein strenger, arbeitsamer und frommer Herrscher. Pracht
unb Glanz liebte er nicht, glänzende Feste haßte er, zu den Wissenschaften hatte
er wenig Lust und Liebe. Nur was nützlich und brauchbar war, hatte Wert
für ihn. Er liebte frifche Antworten. Ein Geistlicher hatte längere Zeit auf
eine Pfarrftelle gewartet. Eines Tages wurde er von dem König in der
Stadt angeredet und ausgefragt. Unter andern fragte der König: „Wo ist
Er zu Hause?" „In Berlin, Majestät", war die Antwort. „Die Berliner
taugen alle nichts" , bemerkte der König und wollte weiter gehen. Aber der
Geistliche war nicht auf den Mund gefallen und sagte: „Das ist wohl wahr,
aber ich kenne zwei Ausnahmen." „Und die wären?" fragte der König.'
Chranka, Vaterl. Geschichte. 3