Full text: Deutschland einschließlich seiner Kolonien (Teil 1)

Die Beziehungen zwischen Deutschlands Industrie und seinem Welthandel. 93 
und ist namentlich seit 1905 in rascher Zunahme begriffen. Kein 
anderer Landstrich der Erde liefert bisher die für einzelne Industriezweige 
wie für den Bodenanbau gleich wichtigen Abraumsalze in auch nur an¬ 
nähernd gleicher Menge und Güte wie das Magdeburg-Halberstädter 
Gebiet. Leider verbraucht die deutsche Landwirtschaft nur etwa 7 % der 
Förderungsmenge, indessen England 12 und Amerika gar 50% davon 
bezieht: ein Fingerzeig, der für den vaterländischen Bauern deutlich genug 
sein könnte. 
3. Die Beziehungen zwischen Deutschlands Industrie und seinem 
Welthandel. 
Im großen und ganzen bewegten sich Produktion und Handel in 
Deutschland seit dem Zusammenschlüsse der deutschen Staaten in stark 
aufsteigender Linie. In der Zeit von 1875—1910 wuchs mit der Zu¬ 
nahme der Reichsbevölkerung von 46% auf 65 Millionen der Wert der 
Ausfuhr von 2561 auf 7475 Millionen, der Wert des Gesamtaußenhandels 
von 6134 auf 17 615 Millionen Mark. Die Erzeugung von Roheisen 
stieg von 2 Millionen auf fast 15 Millionen t, der Verbrauch von Roheisen 
von 2,3 Millionen auf 12% Millionen t, die Kohlenförderung von 48 auf 
mehr als 217 Millionen t; der Kohlenverbrauch von 47,5 auf annähernd 
215 Millionen t. — Die wirtschaftliche Kraftentfaltung war in unserem 
Vaterlande während des erwähnten Zeitraumes ungleich stärker als jene 
Englands oder Frankreichs. Denn die englische Ausfuhr im Spezial¬ 
handel stieg nur von 4525,9 Millionen auf 8784 Millionen Mark, die 
französische bloß von 3098,4 Millionen auf 4804,6 Millionen Mark. Der 
deutsche Export, der 1875 nicht viel mehr als die Hälfte des englischen 
betrug und um ungefähr Vs hinter dem französischen zurückblieb, ist ge¬ 
genwärtig kaum um Vs geringer als die Ausfuhr Englands, jedoch um 
mehr als die Hälfte größer als diejenige Frankreichs. Jener ist in dem 
35 jährigen Zeitabschnitte um 192 % gewachsen, der englische hingegen 
nur um 94%, der französische gar bloß um 55%. 
Wenn wir den Gründen solchen wirtschaftlichen Aufschwungs in 
Deutschland nachgehen, so ist es vielleicht besonders lehrreich und er¬ 
munternd, das Urteil eines Ausländers zu verzeichnen, der mit seinem 
ganzen Interesse auf Seite seines eigenen Volkes steht, infolge seiner 
tiefgründigen volkswirtschaftlichen Kenntnisse aber doch ein sicheres und 
gerechtes Urteil über eine fremde Nation abzugeben berufen ist. Es 
ist der Engländer Shadwell, der in einer vergleichenden Abhandlung 
über das industrielle Leben in England, Deutschland und Amerika die 
Deutschen als eine Nation von „bedächtiger Gründlichkeit", als ein 
Volk hinstellt, das langsam aber unaufhaltsam auf allen Gebieten 
fortschreitet und zugleich das mühsam Errungene zäh festhält. „Die
	        
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