Full text: Geschichte Deutschlands von der älteren Zeit bis zur Gegenwart

aufspüren und vernichten sollte. Hiergegen traten die Niederländer aus, 
indem sie sich aus ihre alten Freiheiten beriefen, nach welchen bei ihnen die 
Inquisition nicht eingeführt werden durfte. Es traten 300 der ange¬ 
sehensten Edelleute zusammen und unterzeichneten den Kompromiß, eine 
Schrift, m der man sich eidlich verpflichtete, der Inquisition zu widerstreben 
und während einer Religionsverfolgung einander beizusteheu. Hieraus kam 
es zum Ausruhr und Tumult, und Philipp ließ den Herzog'Alba von 
Italien aus mit einem Heere von 1200 Spaniern nach den Niederlanden 
ziehen. Als man von dem Anzuge des Herzogs, dessen Härte bekannt war, 
hörte, flüchteten ganze Scharen vor Schrecken ins Ausland. 
Herzog Alba. Hollands Trennung von Spanien. Alba zog 
(1567) in Brüssel ein und setzte ein Gericht zur Untersuchung der Unruhen 
nieder, welches das Volk den „Blutrat" nannte; letzterer bestand aus 
Spaniern, und nur einige niederländische Verräter spielten die Angeber. 
Da wurden denn täglich viele Menschen verbrannt, geköpft, gehängt und 
gevierteilt, ihre Güter aber eingezogen. Hierauf kam es (1579) dahin, daß 
der nördliche Teil der Niederlande, Holland, von Philipp abfiel und 
(1581) eine Republik bildete. 
Zerstörung der spanischen Armada. Philipps Ende. Unter¬ 
dessen trat auch die Königin Elisabeth von England auf die Seite der 
Niederländer und schickte ihnen ein Heer zu Hilfe. Darüber war Philipp 
dermaßen empört, daß er eine ungeheure Flotte ausrüstete, die er selbst 
die unüberwindliche Armada nannte. Diese wurde nach England ge¬ 
schickt, um gegen Elisabeths Heer zu kämpfen. Ganz England erschrak' über 
diese Rüstungen und konnte den Spaniern nur eine kleine Flotte entgegen¬ 
stellen. Aber Sturm und Unwetter waren wider die Spgnier. Die Armada 
zerstob vor den empörten Meereswellen, so daß die englischen und französi¬ 
schen Küsten mit Trümmern der gescheiterten Schiffe bedeckt waren. Nur 
etwa die Hälfte der Armada kam nach Spanien zurück. Als Philipp von 
seinem Großadmiral die Kunde dieses Unglücks erhielt, sprach er: „Ich 
habe euch nicht gegen Wind und Wetter, sondern gegen meine Feinde aus¬ 
gesandt." Spaniens Übermacht zur See war nun gebrochen. Als Philipp 
starb, hinterließ er seinem Sohne eine große Schuldenlast. 
Kulturbilder aus dem Aeitalter der Deformation. 
107. Die peinliche HaLsgerichtsordnmrg Rarls V. 
Allgemeines. Im Zeitalter der Reformation entstand unter Karl V. 
ein Gesetzbuch, genannt „die peinliche Halsgerichtsordnung" oder die 
„Carolina." Wenngleich die Strafbestimmungen in diesem Gesetz in 
vielen Fällen sehr hart waren, so muß doch zugegeben werden, baff mit 
der „Carolina" ber Ungleichmäßigkeit und Willkür in Gerichtssachen ein 
Ende gemacht wurde. Bis dahin hatte man an manchen Orten die Ge¬ 
wohnheit gehabt, zwar den Dieb zu bestrafen; bie gestohlene Ware aber 
zog bie Obrigkeit bes Ortes ein, und ber Beraubte erhielt sie nicht wieber. 
Ein gestranbetes Schiff verfiel in ben meisten Fällen mit ben Gütern nnb 
der Mannschaft der Obrigkeit des betreffenden Ortes. Warf ein Fuhrmann 
mit feinem Wagen um, so daß jemand unversehens getötet wurde, so ver¬ 
fiel der Fuhrmann mit Wagen, Pferden und Gütern der Ortsobrigkeit. 
Solche und anbere Mißstäube im Rechtswegen würben burch bie „Carolina" 
beseitigt.
	        
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