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In dieser Zeit bekam er den Titel eines Kaisers
und Augustus. Mit dieser Ehrung war er freilich an¬
fänglich so wenig einverstanden, daß er erklärte, er würde
trotz des hohen Festtages an jenem Tage die Kirche
nicht betreten haben, wenn er des Papstes Absicht hätte
ahnen können.
Entrüstet waren die ost römischen Kaiser über
die Annahme des Kaisertitels. Aber ihren Neid und Un¬
willen nahm er mit großer Gelassenheit auf. Ihrem zor¬
nigen Gebaren setzte er vielmehr Großmut entgegen. Sie
darin zu übertreffen, fiel ihm nicht schwer, wie man auch
daraus ersehen kann, daß er häufig Gesandtschaften zu ihnen
abordnete und sie in seinen Briefen „Brüder“ anredete
29. Kapitel.
Daß im fränkischen Volksrechte Lücken bestanden,
war dem Könige nicht unbekannt. Hinzu kam, daß
zwei Stamme s r e c h t e vorhanden waren, die in sehr
vielen Bestimmungen große Verschiedenheiten aufvviesen.
Nach Annahme der Kaiserwürde beabsichtigte er, die
vorhandenen Lücken auszufüllen, die Verschiedenheiten
auszugleichen, verkehrte und schiefe Ausdrücke zu ver¬
bessern. Indes hat er in dieser Hinsicht nicht viel
zuwege gebracht; nur wrenige Ergänzungen, die zudem
nicht abgeschlossen waren, fügte er den Rechtsbüchern
hinzu.
Wo die Gewohnheitsrechte der von ihm be¬
herrschten Stämme noch nicht aufgezeichnet waren, da
ließ er sie zusammenstellen und aufschreiben.
Ebenso sorgte er dafür, daß die germanischen Helden¬
lieder, in welchen Taten und Kriege von Königen der
Vorzeit besungen wurden, aufgezeichnet und so der Nach¬
welt überliefert würden.
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