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männer, Dichter, Geschichtschreiber und Künstler ge¬
hörten diesem Kreise an. Um die Unterschiede zu
begleichen, welche Stand, Rang und Alter mit sich
brachten, vertauschten die Mitglieder ihre Namen mit
solchen aus dem heidnischen Altertum oder aus der Bibel.
Die eigenartige Betätigung jedes einzelnen war bestimmend
für die Wahl des Namens.
Einhard erhielt den Namen Beseleel'). So nennt
ihn Alkuin, so auch der Abt Walafrid. Daraus erhellt,
daß er seine Tätigkeit vornehmlich nach der bau künst¬
le rischen Seite hin entfaltete. Und tatsächlich hatte
er die Bauten, deren Karl als Bauherr recht viele unter¬
nahm2), auszuführen oder als oberster Leiter zu beauf¬
sichtigen. Er war sozusagen Karls Minister der öffent¬
lichen Arbeiten. Auf diese Tätigkeit deuten u. a. die
Worte des Rabanus Maurus3) in der seinem Freunde
Einhard gesetzten Grabinschrift hin: „Ihn erzog Karl am
eignen Hofe und ließ durch ihn recht viele Werke aus-
führen". Zu diesen Bauwerken darf man außer der
Aachener Marienkirche4) die Aachener, Ingelheimer und
Nymweger Pfalz sowie die Mainzer Brücke zählen. Bau¬
herr und Baumeister zugleich war Einhard beim Kirchen¬
bau zu Michelstadt5) und Seligenstadt.
Auch als Staatsmann tritt Einhard hervor, ja, er
war der vertrauteste Rat des Kaisers in dessen letzten
') Erbauer der Stiftshütte.
2) Vgl. Kap. 17, S. 21.
3) Seit 822 Abt von Fulda, 847- 856 Erzbischof von Mainz.
4) Ansegisus und Odo werden als Baumeister genannt,
letzterer vollendete den Bau. Ausdrücklich wird berichtet
daß er Einhard unterstellt war.
°) So geht auch der Plan von St. Castor in Coblenz auf
Einhard zurück. 836 wurde diese Kirche von Einhards
Freund, dem Erzbischöfe Hatti von Trier, geweiht.