Full text: Vom Zeitalter der abendländischen Kirchentrennung bis zur französischen Staatsumwälzung (H. 3)

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TV. Das Zeitalter Friedrichs des Großen. 
In Schlesien übertrug er die Oberaufsicht über die katholischen Schulen 
dem Propst Ignaz v. Felbiger zu Sagan, der in seinem Auftrag ein 
Landschulreglement ausarbeitete. 
Für Gymnasialunterricht war durch die Geistlichkeit schon besser 
gesorgt. 
Als der Friede zu Hubertusburg geschloffen wurde, stand Friedrich 
im 23. Jahre seiner Regierung; noch 23 Jahre waren ihm beschieden, 
die Wohlfahrt seines Landes zu fördern. An diese Aufgabe ging er mit 
einer Vielseitigkeit des Interesses heran, die an Karl den Großen er¬ 
innert. Seine erste Sorge war der Landwirtschaft zugewandt. Er 
schickte den Bauern Saatkorn, stellte ihnen die entbehrlichen Militärpferde 
zur Verfügung und beurlaubte Soldaten, um den Landleuten zu helfen, 
die verödeten Felder wieder zu bestellen. Viele Millionen Mark hat er 
für Ackerbau und Gewerbe verwandt. Aus Spanien wurden Schafe ein¬ 
geführt, die Bienenzucht wurde als lohnende Nebenbeschäftigung den 
Bauern empfohlen. Den Klee, der damals im Osten noch wenig bekannt 
war, empfahl Friedrich als nahrhaftes Viehfutter. Die sumpsigeu Ge¬ 
genden an der Oder ließ er austrocknen und gewann dadurch 60000 Hektar 
Ackerland. Zur Hebung des Ackerbaues ließ Friedrich Württembergs 
nnd Hessen kommen, die Viehzucht durch Holländer, Gartenbau und 
Obstzucht durch Pfälzer verbessern, für den Seidenbau gewann er 
Italiener. Er machte anf die Vorteile der Fischerei und der Obstbaum¬ 
zucht aufmerksam. *) 
Sorge für die neuen Provinzen. In dem eroberten Schlesien ließ 
Friedrich mehrere hundert Dörfer anlegen und fünfzehn ansehnliche Städte 
auf königliche Kosten wieder aufbauen. In den Gebirgsgegenden entwickelte 
„Ohnerachtet hier so viele Seen sind, so wird die Fischerei doch schlecht be¬ 
trieben, und die hiesigen Leute scheinen darauf gar nicht zu achten, sondern negligieren 
solche ganz. Es muß also darauf Bedacht genommen werden, an den Orten, wo 
die hiesigen Leute die Fischerei nachlässig betreiben oder gar versäumen, daß man 
fremde Fischer ansetzet und selbigen russische Netze verschaffet, die sehr gut sind, 
damit, wenn fleißiger gefischt wird, die Fische im Lande wohlfeiler werden. Über¬ 
haupt ist es eine vorzügliche Angelegenheit, die Lebensmittel so wohlfeil als möglich 
zu machen; denn wo dieses ist, so ist auch der Arbeitslohn um so wohlfeiler, und 
desto mehr Debit und Absatz haben alle Waren, indem nach Verhältnis des wohl¬ 
feilem Arbeitslohnes auch die Preise aller Sachen geringer gestellt werden können. 
Die Fische, wenn sie häufig sind, kann man auch einpökeln und räuchern uud aus¬ 
wärts verkaufen, so kommt davor noch Geld ins Land. Nur müssen zu Fischern 
solche Leute angesetzet werden, welche die Fischerei recht verstehn und damit ordentlich 
umzugehn wissen." 
„Die Leute müssen auch zur Pflanzung mehrerer Obstbäume aufgemuntert 
werden, denn das Obst ist eine sehr nützliche Sache, sowohl zur eignen Nahrung 
als auch um Geld damit zu verdienen, wenn solches frisch oder getrocknet auswärts 
nach Polen oder sonstwohin verkauft wird. In den Gegenden an der Netze ist 
noch sehr wenig Obst, uud muß also dahin gesehen und die Leute dazu angewöhnt 
werden, mehrere Obstbäume zu pflanzen uud zu ziehen."
	        
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