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15. Die Schlüsselblume.
Die Schlüsselblume gehört zu den lieblichsten Erscheinungen
des Frühlings. Vom feuchten Wiesengrund schaut sie uns freund—
lich entgegen. Dicht am Boden breitet das Pflänzchen eine zierliche
Rosette von fingerlangen, eirundlichen Blättern aus. Die Ober—
fläche derselben erscheint runzelig kraus, der Rand ist zierlich gesägt
und gewellt. Aus der Mitle des Blattkreises erhebt sich schlank
und frei der flaumig behaarte Blütenschaft; an seiner Spitze trägt
er eine Dolde zahlreicher Blumen. — Wie schön sind diese Blumen!
Im bauchigen, blaßgrünen Kelche, der an seiner Mündung mit
fünf Zähnen endet, steckt eine zierliche, goldfarbige Röhre; oben
breitet sich der Blumensaum wagerecht aus und zerspaltet sich in
fünf schwach ausgerandete Teile. Aus der Mitte der Röhre ragt
der Stempel hervor; fünf Staubfäden umgeben ihn am Grunde.
Bienen und Hummeln besuchen die lieblichen Blüten und saugen
Honig daraus, die Mägdlein pflücken sie mit dem blauen Veilchen
zum wohlriechenden Strauße, auch lösen sie wohl die gelben Röhren
von dem Kelche und reihen dieselben am Faden zu einer Blumen—
schnur. Sorgsame Mütter trocknen die Blüten und bereiten daraus
heilsamen, wohlschmeckenden Thee.
Die Namen „Schlüsselblume“ und „Himmelsschlüsselchen“ wollen
andeuten, daß das blühende Pflänzchen den Frühling eröffnet und
den heiteren Himmel und die schöne Blütenwelt uns aufschließt.
Auch die Bezeichnung „Primel“ bedeutet „Erstling des Frühlings“.
Daß sie ein solcher werde, dafür hat die Primel, wie auch
die anderen Frühlingskinder, Schneeglöckchen und Veilchen, schon in
früher Jugend gesorgt. Als das Samenkörnchen, aus welchem sie
entstanden ist, im vergangenen Sommer auf die feuchte Erde fiel,
säumte es nicht lange, sondern begann hurtig zu keimen. Es be—
nutzte jeden Augenblick Zeit, jedes Krümchen gute Erde und jede
Spur Wasser darin. Zunächst verwendete es alles, was Mutter
Erde ihm bot, um sich in der Tiefe gehörig zu festigen. Ein
Würzelchen trieb's nach dem andern und streckte es im Grunde
weiter und weiter. Jedes Fäserchen mußte sofort auch wieder mit
arbeiten und neue Nahrung herbeischaffen. Nach oben hin that es