Object: [Teil 4 = Mittelstufe 2, [Schülerband]] (Teil 4 = Mittelstufe 2, [Schülerband])

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15. Die Schlüsselblume. 
Die Schlüsselblume gehört zu den lieblichsten Erscheinungen 
des Frühlings. Vom feuchten Wiesengrund schaut sie uns freund— 
lich entgegen. Dicht am Boden breitet das Pflänzchen eine zierliche 
Rosette von fingerlangen, eirundlichen Blättern aus. Die Ober— 
fläche derselben erscheint runzelig kraus, der Rand ist zierlich gesägt 
und gewellt. Aus der Mitle des Blattkreises erhebt sich schlank 
und frei der flaumig behaarte Blütenschaft; an seiner Spitze trägt 
er eine Dolde zahlreicher Blumen. — Wie schön sind diese Blumen! 
Im bauchigen, blaßgrünen Kelche, der an seiner Mündung mit 
fünf Zähnen endet, steckt eine zierliche, goldfarbige Röhre; oben 
breitet sich der Blumensaum wagerecht aus und zerspaltet sich in 
fünf schwach ausgerandete Teile. Aus der Mitte der Röhre ragt 
der Stempel hervor; fünf Staubfäden umgeben ihn am Grunde. 
Bienen und Hummeln besuchen die lieblichen Blüten und saugen 
Honig daraus, die Mägdlein pflücken sie mit dem blauen Veilchen 
zum wohlriechenden Strauße, auch lösen sie wohl die gelben Röhren 
von dem Kelche und reihen dieselben am Faden zu einer Blumen— 
schnur. Sorgsame Mütter trocknen die Blüten und bereiten daraus 
heilsamen, wohlschmeckenden Thee. 
Die Namen „Schlüsselblume“ und „Himmelsschlüsselchen“ wollen 
andeuten, daß das blühende Pflänzchen den Frühling eröffnet und 
den heiteren Himmel und die schöne Blütenwelt uns aufschließt. 
Auch die Bezeichnung „Primel“ bedeutet „Erstling des Frühlings“. 
Daß sie ein solcher werde, dafür hat die Primel, wie auch 
die anderen Frühlingskinder, Schneeglöckchen und Veilchen, schon in 
früher Jugend gesorgt. Als das Samenkörnchen, aus welchem sie 
entstanden ist, im vergangenen Sommer auf die feuchte Erde fiel, 
säumte es nicht lange, sondern begann hurtig zu keimen. Es be— 
nutzte jeden Augenblick Zeit, jedes Krümchen gute Erde und jede 
Spur Wasser darin. Zunächst verwendete es alles, was Mutter 
Erde ihm bot, um sich in der Tiefe gehörig zu festigen. Ein 
Würzelchen trieb's nach dem andern und streckte es im Grunde 
weiter und weiter. Jedes Fäserchen mußte sofort auch wieder mit 
arbeiten und neue Nahrung herbeischaffen. Nach oben hin that es
	        
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