Full text: Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart (Lehraufgabe der Oberprima) (Teil 3)

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zog der Freiherr von Laudon, der einzige österreichische General, der wie 
Friedrich stets für den Angriff eintrat, den Russen zu. Friedrich eilte jetzt 
selbst herbei, bemühte sich aber vergeblich, das österreichische Heer abzu¬ 
schneiden. 
Bei Frankfurt vereinigte sich Laudon mit Ssaltykow. Friedrich 
überschritt südlich von Küstrin die Oder und griff am 12. August die Feinde 
bei Kunersdorf an (48000 Preußen gegen 68000 Russen und Österreicher). 1759 
Sie hatten sich auf einem von Westen nach Osten laufenden Höhenzuge, der 
von tiefen „Gründen" durchbrochen war, verschanzt. Während der rechte 
preußische Flügel den Feind nur beschäftigte, schlug der König selbst den 
rechten (östlichen) Flügel der Russeu und setzte dann seine letzten Reserven 
daran, um auch den linken Flügel der Feinde von seinen beherrschenden 
Höhen zu werfen. Schon waren die Prenßen trotz ihrer Ermattung den 
letzten Schanzen nahe, als sie Laudon mit frischen Kräften zurückdrängte 
und durch einen glänzenden Reiterangriff den fast erftritteten Sieg in eine 
vollständige Niederlage verwandelte. Seydlitz war verwundet, der Major 
Ewald von Kleists fiel, der König suchte umsonst den Tod und wurde 
nur mit Mühe gerettet. 
Folgen. Friedrich wich mit den Trümmern seines Heeres nach Fürsten- 
walde") zurück, um hier den letzten Verzweiflungskampf zum Schutze seiner 
Hauptstadt zu wagen. Er sah den Untergang Preußens voraus und war 
entschlossen, ihn nicht zu überleben. Dementsprechend gab er seinem Minister 
Grafen von Finkenstein Anordnungen, daß die Truppen seinem Neffen zu 
-schwören hätten; der königliche Hos ging nach Magdeburg. Der Komman¬ 
dant von Dresden Gras Schmettau erhielt die Weisung, sich ihm mit 
feiner Garnison anzuschließen, falls er die Festung nicht halten könne. 
Die Uneinigkeit seiner Gegner rettete den König. Ssaltykow, 
mißmutig, daß Dann nicht vorrückte, befolgte den Rat Laudons, kräftig zu 
verfolgen und Berlin zu nehmen, nicht. Berlin war gerettet, aber Schmet¬ 
tau übergab Dresden der Reichsarmee, die inzwischen einen großen Teil 
Sachsens besetzt hatte. Dann nahm dem Prinzen Heinrich gegenüber bei 
Dresden, Ssaltykow dem Könige gegenüber bei Glogan eine Beobachtung^ 
ftellung ein. Trotz seiner Niederlage erschien ihnen Friedrich noch zu furcht¬ 
bar. Schließlich gingen die Russen zur Weichsel zurück, so daß Laudon 
nur aus großen Umwegen Oberschlesien erreichen konnte. 
Setzt wandte sich Friedrich gegen Daun. Um ihn zur Räumung 
Sachsens zu zwingen, sandte er den General Finck mit 12000 Mann auf 
feine Rückzugslinie. Dann schloß ihn aber bei Maien ein, zwang ihn zur 1759 
Ergebung und bezog in der Nähe Winterquartiere. Dresden und ein 
Teil Sachsens waren verloren. 
Da die Türken zu einer Kriegserklärung an Österreich nicht zu bewegen 
x) Der Sänger des „Frühlings", Freund Gleims und Lessings. 
-) 6 Meilen östlich von Berlin. 
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