Full text: Deutsche Geschichte vom Zeitalter der Reformation und Preußische Geschichte bis zum Tode Friedrichs des Großen (T. 5)

30 Erster Zeitraum von 1500 bis 1648. 
2. Das Konzil unb das Augsburger Interim (1548). So sehr 
Kaiser und Papst, dem Papste die Niederwerfung des Schmalkaldischen Bundes will- 
kommen war, so bedenklich war ihm anderseits die dadurch bewirkte 
Steigerung der kaiserlichen Macht. Mit besonderem Verdruß sah er 
auf die Kirchenversammlung in Trient, mit deren Hilfe Karl V. die 
religiösen Gegensätze auszugleichen und Mißbrauche, die den „Abge¬ 
wichenen" besonders anstößig erschienen, zu beseitigen hoffte. Es kam 
zu einem Zerwürfnis zwischen Kaiser und Papst, dessen Folge die Ver¬ 
legung der Kirchenversammlung nach Bologna war. Daher versuchte 
Karl V. die Ordnung der religiösen Angelegenheiten vorläufig selbst 
vorzunehmen. Er veröffentlichte im Jahre 1548 zu Augsburg das 
Das Interim sog. „Interim", das den Evangelischen Laienkelch und Priester- 
1MS' ehe gestattete, aber alle anderen bisherigen kirchlichen Neuerungen 
untersagte. Dieses Interim erregte sowohl im katholischen Lager als 
nicht streng genug großen Unwillen wie im protestantischen Lager tiefste 
Bestürzung; denn wenn diese Augsburger Bestimmungen von Dauer 
geblieben wären, so hätte dies die.Vernichtnng der neuen Lehre bedeutet. 
Gleichwohl wurden sie säst überall durchgeführt. Nur einige Städte 
Magdeburg, des Nordens, vor allem Magdeburg, verweigerten ihre Annahme. 
So gab Karl V. Moritz von Sachsen den Auftrag, die bereits geächtete 
Stadt Magdeburg zum Gehorsam zu bringen. 
Stimmung 3. Der Abfall des Kurfürsten Moritz vom Kaiser (1552). Aber 
in Deutschland. ^ Rutschen Fürsten, die ja stets auf die „uralte deutsche Frei¬ 
heit" pochten, sahen, protestantische wie katholische, mit Sorge und 
Groll auf Karls V. neue Machtfülle. Die Mißstimmung steigerte sich 
und ergriff auch feinen Bruder Ferdinand, als der Kaiser versuchte, 
feinern Sohne Philipp, einem düstern, deutscher Art völlig fremder: 
Prinzen, die Nachfolge in der Kaiferwürde zu verschaffen. Dazu kam, 
daß die Evangelischen ihr Bekenntnis nicht aufgeben wollten. Moritz 
von Sachsen aber, der von seinen Ständen den Vorwurf hören mußte, 
er fei der Vernichter der lutherischen Lehre, zürnte überdies dem Kaiser, 
weil er ihm die versprochene Schutzherrschaft über das Erzbistum 
Magdeburg nicht übertrug und seinen Schwiegervater Philipp von 
Hesseic noch immer in unwürdiger Gefangenschaft hielt. Er bildete 
mit den hohenzollerischen Markgrafen Johann von Küstriu und 
Albrecht Alcibiades von Kulmbach und mit den Söhnen Phi- 
Die Fürsten- lipps eine Verschwörung zu dem Zwecke, die Macht des Kaisers zu 
uer£br“mitim brechen, und erlangte von Heinrich II. von Frankreich die zum 
Frankreich 1552. $rjege nötigen Geldmittel gegen die Zusage, er könne die Bistümer 
Metz, To ul und Verdun als „Reichsvikar", d. H. unter Wahrung 
der Oberhoheit des Reiches, in Besitz nehmen. Wie eilt Blitz aus heite¬ 
rem Himmel traf den Kaiser die Nachricht von der Erhebung der un¬ 
zufriedenen Fürsten, die in Eilmärschen auf Innsbruck, den damaligen
	        
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