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hier dahin, die Ordnung herzustellen und nach allen Seiten zu sichern.
Sichtlich erhoben sich diese Länder, und Heinrichs Einrichtungen hier dienten
auch den anderen Ländern zum Beispiel und Muster.
Aber was half alles Bauen und Schaffen, wenn es nicht gelang das
Reich dauernd gegen seine äußeren Feinde, und vor Allem gegen die Ungarn
zu schützen? So muthlos man durch die immer erneuten Niederlagen*) ge¬
worden war, verzweifelte Heinrich doch nicht an der Kraft seines Volkes,
und dem tapferen Manne half das Glück. Denn wohl war es ein Glück,
daß die Ungarn die deutschen Länder diesseits des Rheins gerade damals
längere Zeit verschonten, indem sie ihre Angriffe hauptsächlich auf Italien,
das Westfrankenreich und Lothringen richteten. Aber im Jahre 924 er¬
schienen sie von Neuem und wandten sich gegen Sachsen. Alles, wohin
sie kamen, wurde verwüstet. Die Burgen und festen Plätze, die Klöster und
Kirchen, die Wohnungen des armen Landmannes wurden eingeäschert. Alt
und Jung, Mann und Weib erwürgt; wieder konnte man an den Rauch¬
wolken und dem Feuerscheine am Himmel die Straßen verfolgen, welche
der furchtbare Feind zog; wieder flüchtete man sich in das Dickicht der
Wälder, auf die Spitzen der Berge und in verborgene Höhlen. „Es ist
besser hiervon zu schweigen," sagt Widukind, „als durch Worte das Leid
zu steigern."**)
König Heinrich wagte nicht dem überlegenen Feinde im offenen Kampfe
zu begegnen. Er hatte früh den Krieg gegen denselben kennen gelernt und
glaubte nicht, daß sein Heer ihm gewachsen sei. Wohl war jeder freie
Sachse nach vollendetem dreizehnten Jahre zur Landwehr verpflichtet und
mußte gegen einbrechende Feinde die Waffen ergreifen; auch galten dem
Buchstaben nach noch die alten Kriegsordnungen des fränkischen Reichs,
wonach jeder freie Mann, wenn er mindestens fünf Hufen Landes befaß,
zum Heerbann sich persönlich zu stellen hatte und die kleineren Grundbesitzer
gemeinschaftlich einen Streiter ausrüsten sollten. Aber diese Ordnungen
waren in Verfall: die Zahl der freien Leute hatte sich in den unglücklichen
Zeiten bedeutend vermindert; nur selten brachte man den Heerbann zu¬
sammen, und wenn er sich sammelte, waren es Schaaren, die den Krieg
nicht verstanden. König Ludwig das Kind und selbst Heinrich konnten,
wie erzählt wird, nur durch Androhung der Todesstrafe den Heerbann auf¬
bringen. Der Adel lebte freilich im steten Gebrauch der Waffen und focht
seine Fehden mit kampfgeübten Vasallen und Dienstleuten aus; auch waren
der Fehden leider genug zu diesen Zeiten in den deutschen Ländern gewesen,
und selbst Sachsen war von ihnen nicht unberührt geblieben. Aber in
solchen Kämpfen galt es durch Muth und List im Handgemenge mit Wenigen
zu entscheiden, und diesen Krieg im Kleinen verstand man recht wohl: doch
in offener Feldschlacht einem an Zahl überlegenen Feinde zu begegnen, ein
*) Die Raubeinfälle der Ungarn in Deutschland begannen unter dem letzten
Karolinger; die Ostmark, Barern litten schwer unter denselben; 908 suchten sie
Sachsen heim, darauf Schwaben.
**) Eine Schilderung eines Ungarneinfalles giebt in lebendigster Anschaulichkeit
der Mönch Ekkehard IV. von St. Gallen, welche wir hier nach G. Freytag, I.
S. 379 ff. folgen lassen:
„Unser Abt Engilbert hatte von König Heinrich die Abtei erhalten und ihm
Treue geschworen, und kehrte in Ehren entlassen zu uns zurück, als ein großes