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Das russische Weltreich.
ist die Zucht von Geflügel so beträchtlich und lohnend, daß das Reich daran
und an Eiern im Jahre um annähernd 150 Millionen Mark ausführt. Die
Zucht der Biene wird vielfach im Lande und jene der Seidenraupe auf
der Krim betrieben. Nordrußland ist reich an geschätzten Pelztieren. End¬
lich treibt man in der Wolga und dem Uralsluß, aus dem Schwarzen und
Kaspischen Meere einträglichen Fischfang, besonders auf Störe und Hau¬
sen, in der Ostsee und dem Weißen Meere auf Heringe und Kabeljau, in den
Seen, kleinen und großen Flüssen auf Lachse.
Wie die Landwirtschaft in den einzelnen Gegenden Rußlands grund¬
verschiedenen Charakter trägt, so ist auch die Verteilung der Bodenschätze
über das Land hin höchst ungleich. Der Norden ist daran sehr viel
ärmer als die Mitte und der Süden. Hier sind vor allem das Do-
nezbecken und das polnische Dobwrobecken reich an Steinkohlen
aller Qualitäten, ebenso das Gebiet zwischen Moskau und Tula.
Weiterhin ist der Ural reich an diesem Mineral. Im ganzen fördert man
jährlich an Kohlen gegen 25 Millionen t. — Auch mit Eisen wurde Ru߬
land gesegnet und zwar wiederum meist in den Gegenden, denen auch Kohlen¬
flöze eignen. Denn wie in Deutschland und England kommen
auchinRußlanddiebeiden„SäulendermodernenJndustrie"
wenn auch nicht regelmäßig, so doch sehr häufig vergesell¬
schaftet vor. Daher bilden das vorhin erwähnte Donez- und
Dobwro-, sowie das mittelrussische Kohlenbecken um Moskau
und Tula und teilweise das Uralgebiet auch die wichtigsten In -
dustriebezirke des Staates. — Zudem ist Rußland das gold¬
reichste Land Europas (Ausbeute über 48000 kg im Jahre) und der
einzige Produzent von Platin in unserem Erdteil. Ferner gewinnt man
Stein-, Steppen- und Meersalz (1 Million t jährlich), Petro¬
leum und Naphtha vor allem in Kankasien.
Großgewerbe und Handel des Riesen st aates entsprechen
nicht allenthalben seiner Ausdehnung und den immerhin beträcht¬
lichen Reichtümern, die sein Boden birgt. Ersteres ist, abgesehen von den
genannten Kohlen- und Eisendistrikten, vorwiegend Hausindustrie ohne
bedeutende maschinelle Einrichtungen. In Rußland knüpft das Grostgewerbe
fast ganz an die Landeserzeugnisse an. Am wichtigsten ist die Woll- und
dieBaum Wollweberei in Mittelrußland und Polen (mehr als 8^/2 Mil¬
lionen Baumwollspindeln — Hauptlieferant des Rohstoffes für letztere ist
Russisch-Zentralasien); sodann die Eisenindustrie in den aufgeführten Koh¬
len- und Erzgebieten (Jahreserzeugung gegen 3 Millionen t Roheisen), die
Gold-, Silber- und Kupferverarbeitung (besonders auch in Tula und Pe¬
tersburg), die Lederfabrikation (Juchten und Saffian) in Mittelru߬
land (Moskau, Kasan, Kiew), die Leinen- und Seiden-, Zucker- und Tabak¬
manufaktur, die Branntweinbrennerei und Bierbrauerei (fast im ganzen
Reiche), die Kaviarbereitung in Astrachan und in der Krim, die Talg¬