1. Abschnitt. 
Deutschlands Lage. 
Für die Kulturentwicklung eines Landes ist seine geographische 
Lage von höchster Wichtigkeit. Die Hitze der Tropenländer macht 
den Menschen schlaff und unlustig zu körperlicher und geistiger Arbeit. 
Die freigiebige Natur liefert eine so reiche Fülle für des Lebens Unter¬ 
halt, daß der Mensch fast jeder Arbeit überhoben ist. In den Ländern 
der kalten Zone hindert vielfach die Kälte die Bewohner, ihre Kräfte 
zu betätigen. Die kärglichen Gaben der Natur zwingen den Menschen, 
seine Zeit und seine Arbeit ganz und gar mit der Sorge um des 
Lebens Notdurft zu verbringen. Wohl ist es die Arbeit, die des Men¬ 
schen Körper- und Geisteskräfte stählt und die Völker nach und nach zu 
höheren Kulturstufen emporhebt; aber die Arbeit darf nicht allein im 
Dienste der körperlichen Bedürfnisse stehen, sondern es muß dem Men¬ 
schen noch Zeit und Mutze bleiben, sich geistig zu betätigen, sich selbst 
und die Volksgenossen der geistigen und sittlichen Vervollkommnung 
näher zu führen. 
Deutschlands geographische Lage ist als eine glückliche zu bezeichnen; 
denn es breitet sich unter einem gemäßigten Himmel aus, unbekannt 
mit der sengenden Luft des Südens, wie mit der Erstarrung nördlicher 
Gegenden. 
1. Deutschlands Längen- und Breitenlage. 
Der nördlichste Punkt des deutschen Gebietes ist das Dorf Nim¬ 
mersatt nördlich von Memel (55° nördl. Br.); am weitesten nach 
Süden liegt Einödsbach im Stillachtal oder oberen Illertal (47° 
nördl. Br.). Deutschland erstreckt sich also durch einen Erdraum von 
8l/2°— (111 x8V2) rund 950 km Breite. Östlicher Punkt ist Eyd- 
kühnen (20° östl. L.), die letzte deutsche Bahnstation auf dem Wege 
nach Petersburg. Redingen, der westlichste deutsche Ort, an der 
Südseite von Luxemburg liegt unter dem 5° östl. L. Deutschland 
liegt also auf der östlichen Hälfte der nördlichen 
Halbkugel und zwar in der gemäßigten Zone. 
Hofmann. Die deutsche Kultur. 1 1
	        
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