westen und der Slaven im Osten. Es bildet durch seine Lage na¬
mentlich gegen das Slaventum einen vorgeschobenen Posten (Polen,
Tschechen).
Deutschland ist das nachbarreichste Land auf der Erde.
Drei Erotzstaaten (Rußland, Österreich-Ungarn und Frankreich), drei
kleinere Königreiche (Belgien, die Niederlande und Dänemark), sowie
die Republik der Schweiz und das Großherzogtum Luxemburg sind
unmittelbare Nachbarn, England und Skandinavien sind nur durch
schmale Meeresarme von ihm getrennt.
4. Die Bedeutung der Lage für Deutschlands
Kulturentwicklung.
Durch seine zentrale Lage ist Deutschland ein h i st o r i s ch e r
Mittelpunkt geworden.
Selten hat ein Staat so viel von Kriegsnöten zu erdulden gehabt
wie Deutschland. Die zahlreiche Nachbarschaft brachte viele Grenz-
streitigkeiten, durch die manche Grenzgebiete für immer verloren gingen
(Niederlande, Schweiz), andere nur mit großen Opfern wieder zurück¬
erobert werden konnten (Pommern, Preußen, Schleswig, (Elsaß-
Lothringen).
Oft wurde deutsches Gebiet zur Walstatt zwischen den Völkern
des Ostens und Westens, des Nordens und Südens. Von Osten her,
der Donaustraße folgend, brachen die Hunnen herein, durch deren
Vorstoß die germanischen Stämme zur Völkerwanderung gedrängt
wurden. Ebenfalls durch das östliche Eingangstor brausten wiederholt
die Fluten der Magyaren und Slaven herein. Von Süden drangen
die Römer ein, um Germanien zu einer Provinz ihres Reiches zu
machen. Im Dreißigjährigen Krieg, in den Raubkriegen Ludwigs XIV.,
in den Revvlutionskriegen und den darauffolgenden napoleontfchen
Kriegen suchten unsere westlichen Nachbarn deutsche Gebiete an sich
zu reißen. Im Norden faßten seit dem Dreißigjährigen Kriege
die Schweden festen Fuß. Ihre vollständige Verdrängung gelang
den preußischen Königen erst im Jahre 1815. Das von Dänemark
in Besitz genommene Schleswig - Holstein wurde erst 1864 zurück¬
gewonnen.
2tuf Deutschlands Fluren wurden die „Völkerschlachten" geschlagen.
Der Dreißigjährige, der Siebenjährige Krieg, die Feldzüge Napoleons
zeigen genugsam, wie Deutschland der Schauplatz war, auf dem die
Geschicke der Volker Europas entschieden worden sind.
Wohl haben diese Kämpfe segensreich gewirkt, insofern, als sie
Mut und Tapferkeit weckten und in den oft einander feindselig ge¬
sinnten deutschen Stämmen das Gefühl der Zusammengehörigkeit, das