§ 14. Die Alt-Babylonier. 35
Bewohner nach Babylonien und Assyrien einwanderten. Weil sie als
Krieger tüchtiger und als Gelehrte brauchbarer waren, als die ver¬
weichlichten und im Sinnengenuß versunkenen Babylonier, spielten sie
am Hofe der Könige eine große Rolle, so daß die babylonischen Priester
später allgemein Chaldäer genannt wurden. Das Hauptland, das
Land Sennaär (Sinear), war ursprünglich eine trostlose, sandige und
baumlose Ebene, wie es jetzt wieder eine ist, reich au Naphtha und As¬
phalt (Erdöl und Erdpech). Aber dasselbe wurde durch das Austreten
des „Euphrat fruchtbar gemacht. Die alten Babylonier waren deshalb
genötigt, Kanäle anzulegen und so die Überschwemmung zu regeln. Wir
finden daher schon iu den ältesten Zeiten großartige Flußbauten (Dämme,
Brücken, Schleusen), die aber jetzt wieder zerfallen oder unterbrochen sind
Da der Boden weich und feucht ist, so versanken viele Bauten iu den
Gruud, und in der neuern Zeit fördern Nachgrabungen großartige Über¬
reste an den Tag. Die günstige Lage an den beiden großen Flüssen be¬
förderte neben dem Ackerbau die Schiffahrt; Babylon war der Sammel¬
platz handeltreibender Völker. Unter den Handelsartikeln, welche auf den
Markt gebracht wurden, waren auch Gold, Edelsteine und indische Hunde.
Lurus (Prachtliebe) und Verschwendung fanden frühe sich eiu Die
Weberei in Wolle und 2etnen_ hatte eine hohe Stufe erreicht. Nirgends
wirkte man so prächtige Teppiche in so glänzenden Farben, wie zu Ba¬
bylon. Man bediente sich wohlriecbender Wasser, trug künstlich geschnit¬
tene und zu Siegelringen gefaßte Steine und Handstöcke; Färberei und
ötuferet waren bedeutende Gewerbe.
3. Der Nationalgott der Babylonier war BaLl oder Bel (der
Herr) Einige meinen, unter ihm sei Nimrod verstanden, dem sein Sohn
göttliche Verehrung angeordnet hätte. Allein wie der Name „Herr" aus¬
druckt, bezeichnete Bel ursprünglich den allein wahren und einzigen Gott,
^rstch zwar den Menschen entzogen hatte, dessen Andenken aber im Ge-
n *1 no$ ni^t entschwunden war. Später wurde er in die Natur-
religton herabgezogen, und es erschien Baal als die persönlich gedachte
(personifizierte) Sonne, wie Baaltis oder Mylitta als der personi¬
fizierte Mond, und die Religion der alten Babylonier war also im all¬
gemeinen Sabaismus, vorzüglich aber Souneudienst. Von Babylon aus
drang der Baalsdrenst in den verschiedensten Formen fast unter alle
asiatischen Volker, auch unter die Israeliten. Dem Bel waren in Ba¬
bylon mehrere Tempel errichtet; der prächtigste war der an der Westseite
des Euphrats m der alten Königsburg, der mehrere Vorhöfe hatte Der
äußerste Vorhof war von einer Mauer, die drei Stunden im Umfang
hatte umschlossen; den zweiten Vorhof umschloß eine Mauer von zwei
Stunden und den innern Vorhof eine Mauer von einer Stunde im Um-
|an9' innersten Hof stand ein runder Turm, welcher unten 180 m
tnJ ®ui'chni<fler hatte und in acht Terrassen (stufenweise aufsteigende Erd-
erhohungen) 180 m hoch sich erhob. Es soll dies der babylonische Turm,
f,ei'r ^ D?n l!?m gewesen sein. Im obersten Stockwerke war
Tempel, ohne Bild, nur mit einem goldenen Tische und
Ruhebette für den Gott. Die goldenen Götterbilder und die goldenen
^d^ungen rn den Tempeln des Bel wurden ans 63 Millionen Mark
^schätzt Die Prrester des Baal bildeten eine Kaste, welche
- Ä £ren9, abgeschlossen war. Die übrigen Babylonier sind schwer¬
lich m Kasten eingeteilt gewesen, dagegen gab es viele Sklaven, die
^"schlich behandelt wurden. Ja es soll sogar jedes
^ h etn Fest gefeiert worden fern, welches fünf Tage dauerte, während