ihm entgegen, und das Nibelungenschwert erklang laut auf Dietrichs 
Panzer. Dietrich wußte wohl, daß Hagen mit kühnern Mute focht. 
Anfangs juchte er jich bloß vor den schnellen Schwertschlägen zu 
schirmen; nur zuweilen schlug er einen kunstvollen Hieb entgegen. 
Endlich aber nahm er seines Borteils wahr und schlug Hagen eine 
lange und tiefe Wunde, daß er zu Boden stürzte. Doch tötete er 
ihn nicht, sondern preßte ihm mit Löwengriffen die Schultern zusammen, 
band ihn und führte ihn zu Krimhild. 
Bor Freuden verneigte sich die Königin vor bem Berner Helben, 
als sie ben gefangenen Hagen vor sich sah, unb sprach: „Gott segne 
bich, ebler Dietrich, baß bu mir nach aller meiner Not solche Freube 
bereitest: bis an meinen Tob will ich bas bir immer bansen." 
Dietrich aber sagte zu ihr: „Ich bitte euch, ebse Königin, baß ihr 
ben wackeren Degen am Leben laßt: fein Dienst mag euch noch 
bas Leib vergüten, bas er euch gethan hat." 
Krimhilb ließ Hagen in ein Gefängnis führen. Dietrich aber 
ging in bert Saal zurück, um nun mit Günther ben letzten Streit 
zu kämpfen. Wie zornig sich auch Günther wehrte, so erging es 
ihm boch nicht anbers als Hagen. Auch ihn führte Dietrich ge- 
bitnben zu ber Königin. Mit spöttischem Gruße hieß biese ihn will¬ 
kommen. Dietrich aber bat sie abermals: „Nie brachte man so 
gute Ritter als Geiseln, wie ich, hohe Herrin, hier in eure Hut 
bringe: nun laßt meine Freunbschast ben Heimatlosen zu gute 
kommen." Krimhilb sprach, sie wollte bas gerne thun. Da ging 
Herr Dietrich mit weinenben Angen von ben Helben. 
19. Krimhilb aber mußte ben Becher ber entsetzlichen Rache 
bis aus ben Boben leeren. Ihren Bruber ließ sie gesonbert in ein 
Gefängnis legen, bann ging sie zu Hagen unb sprach feinbfelig zu 
ihm: „Wollt ihr mir to'ieber geben, was ihr mir geraubt habt, so 
mögt ihr wohl noch lebenb toieber nach Burgunbe'nlanb kommen." 
Da antwortete ber grimme Helb von Tronje: „Verloren ist eure 
Bitte, benn ich habe einen Eib geschworen, baß ich ben Hort nicht 
zeige, so lange noch einer meiner' Herren am Leben ist." 
Da ließ bie grausame Schwester ihrem Bruber Günther bas 
Haupt abschlagen unb trug es bei ben Haaren hin zu Hagen. Als 
Hagen bas sah, sprach er:' 
„Nun ist es ja zum Enbe, wie bu gewollt, gebracht; 
nun ist es so ergangen, wie ich mir hatte gebacht: 
nun ist von Burgunben ber eble König tot, 
wie Gi seih er ber junge unb auch Gernot. 
Den Schatz weiß nun niemanb als Gott unb ich allein: 
dir aber, Teufelinne, soll ewig er verhohlen fein." 
„So habe ich benn nur noch," rief Krimhilb, „bas Schwert meines 
Sigftib, bas er trug, als ich zuletzt ihn sah." Sie zog es ausser 
Scheibe, schwang es mit ben Hänben und schlug ben Mörber Sig- 
sribs bas Haupt ab. 
Da sprang in grimmigem Zorn bet alte Hilbebmnb anf, baß 
ber Friebe, ben sein Herr ber Königin für Günther unb Hagen ge¬ 
boten hatte, so schrecklich gebrochen war. Er rächte Hagens Tod an
	        
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