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mußte es noch erleben, daß man seine Verdienste für nichts erachtete und sie be¬
spöttelte. (Ei des Kolumbus.)
h) Tod und Begräbnis. „Undank ist der Welt Lohn!" Das erfuhr Kolum¬
bus im vollsten Maße. Trotzdem er seine Unschuld dargetan hatte, sandte man doch
einen anderen Statthalter in die neue Welt. Das kränkte ihn tief. In stiller Zurück¬
gezogenheit verbrachte er die letzten Jahre seines Lebens. 1506 starb er, arm und
von aller Welt verlassen. Seine Leiche wurde zuerst nach Haiti gebracht, später
aber, als Haiti französisch wurde, nach Kuba überführt. Die Ketten, mit denen er
gefesselt worden war, wurden ihm auf seinen Wunsch mit ins Grab gelegt. Er hätte
es wohl verdient, daß der von ihm entdeckte Erdteil nach ihm benannt worden wäre.
Aber er erhielt seinen Namen von dem Italiener Americo. Dieser, ein Kaufmann,
hatte später an einer Entdeckungsfahrt teilgenommen und zuerst eine Beschreibung
von Südamerika herausgegeben.
i) Folgen der Entdeckung Amerikas. Die Spanier setzten nach dem
Tode des Kolumbus die Entdeckungsreisen eifrig fort. So entdeckte Ferdinand
Kortez 1519 Mexiko. Noch später eroberte Pizarro das goldreiche Peru, und
so wurde nach und nach der ganze Erdteil bekannt. — Die Entdeckung Amerikas
brachte in Europa einen ungeheuren Umschwung hervor. Die „neue Welt" war
sehr reich an Gold- und Silberschätzen, von denen namentlich Spanien auf
seiner „Silberflotte" unermeßliche Reichtümer in seine Seehäfen einführte. Das
günstige Klima Amerikas war besonders zur Anlegung von Pflanzungen ge¬
eignet, und nach und nach wurde von hier aus ganz Europa mit Zucker, Tabak, Baum¬
wolle und Kaffee versorgt. Der Handelsverkehr bekam infolgedessen eine ganz
andere Richtung. Bis dahin hatten besonders Venedig und Genua, die die Schätze
Indiens nach Europa brachten, den Welthandel in Händen. Jetzt ging er an die
Westmächte Europas, zunächst an Portugal, Spanien und die Niederlande und später
an England über. — Dem neuentdeckten Lande verdanken wir auch die uns jetzt
fast unentbehrlich gewordene Kartoffel.
Ir) Fortschritte der Wissenschaft. Nach der Entdeckung Amerikas machte
besonders die Wissenschaft in der Erd- und Naturkunde große Fortschritte. Die
wichtigste Entdeckung dieser Zeit in der Astronomie verdanken wir dem Domherrn
Köpernikns, geboren in Thorn. Jahrtausende hatte man geglaubt, daß die Erde
still stehe und die Sonne sich um die Erde bewege. Kopernikus aber wies das Gegen¬
teil nach: nicht die Erde, sondern die Sonne steht still, und die Erde, der Mond und
die Sterne drehen sich um die Sonne. Kopernikus ist 1543 gestorben und liegt in
Frauenburg begraben. Seine Vaterstadt Thorn hat ihm ein Denkmal gesetzt, auf
dem die Worte stöhen: „Nikolaus Kopernikus, der Erde Beweger, der Sonne und
des Himmels Befestiger."
100 Jahre später vervollständigte Kepler aus Prag diese Entdeckung und
stellte die Gesetze über den Lauf der Planeten fest. Auch der Italiener Galilei
machte wichtige Entdeckungen, fand die Gesetze des Falles, der Pendelschwin¬
gungen u. a. In einer Schrift bemühte er sich, die Lehre des Kopernikus weiter
zu verbreiten. Da aber diese Entdeckung mit der Bibel in Widerspruch zu stehen
schien, so nmßte er seine Lehre abschwören und versprechen, nie wieder über diesen
Gegenstand zu schreiben.