Full text: Praktisches Lehrbuch der Alten Geschichte

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aller Römer und selbst seiner Feinde zu erwerben. Aber diese ruhten 
nicht eher, als bis sie eine Verschwörung zustande gebracht hatten. Brutus 
und Kassius stellten sich an deren Spitze. Brutus war Casars Liebling 
und hatte sich lange gegen einen solchen Frevel gesträubt. Aber überall 
las und hörte er die Worte: „Brutus, schläfst du?" Brutus haßte zwar 
die Tyrannei (= Alleinherrschaft), aber er liebte den Tyrannen. Man 
wollte Cäsar den Königstitel für die auswärtigen Provinzen verleihen. 
Cäsar ward von seiner Gattin und andern gewarnt; doch begab er sich 
furchtlos ohne Bewachung in die Senatsversammlung, die ihm die 
Chrung erteilen wollte. Kaum war er erschienen, umringten ihn die 
Verschwörer und stürzten mit ihren Dolchen auf ihn zu. Als er 
unter den Mördern feinen Günstling erblickte, seufzte er: „Auch du, 
mem Sohn Brutus!" Entseelt sank er neben der Bildsäule des 
Pompejus nieder; die Senatoren aber flüchteten entsetzt ans der 
Ltätte der Untat. So endete Cäsar, der erste Imperator Roms, im 
Jahre 44 v. Chr. 
8. Sturz der Republik. 
a) Die Niederlage der M ö r d e r Cäsars. Nach dem Ver¬ 
brechen hielt Brutus eine feurige Ansprache ans Volk, aber Antonius 
wußte das Volk gegen die Mörder aufzureizen. Er zeigte ihm das 
blutige Gewand und die Totenmaske mit den 23 Wunden, er rühmte 
die Taten und die Großmut Cäsars und las sein Testament vor, worin 
dem Volke große Geschenke gemacht worden waren. Da ergriff unge¬ 
heure Erbitterung das römische Volk. Obgleich es der Senat mit Cäsars 
Feinden hielt, mußten die Mörder doch aus Rom fliehen. Neben Antonius 
gewann Cäsars junger, schlauer Verwandter Oktavian die Gunst des 
Volkes, indem er glänzende Fest- und Kampfspiele veranstaltete und 
das Geld mit vollen Händen ausstreute. Um sich gegen den Senat und 
Brutus und Kassius zu behaupten, verbanden sich Oktavian, Antonius 
und Lepidus zum zweiten Dreimännerbund und sie nahmen furchtbare 
Rache an Cäsars Feinden. Wie Sulla richteten sie unter den Senatoren 
und Rittern ein Blutbad an und zogen die Güter und das Vermögen der 
Ermordeten ein. Darunter befand sich auch Roms größter Redner Cicero. 
Mit den reichen Mitteln rüsteten die drei Männer ein großes Heer aus 
und gingen damit nach Griechenland. Bei Philippiin Mazedonien 
kam es 42 zu einer gewaltigen Doppelschlacht. Zuerst ward Kassius, 
dann Brutus besiegt. Beide nahmen sich das Leben. So waren die 
Cäsarmörder niedergeworfen. 
b) Das Ende der römischen Republik. Nun teilten 
Oktavian, Antonius und Lepidus das Reich untereinander. Lepidus 
nahm Afrika, Antonius bekam die östliche, der schlaue Oktavian behielt 
die westliche Hälfte, um in Rom bleiben zu können. Ihre Einigkeit 
dauerte nicht lange. Zuerst ward Lepidus abgesetzt. Oktavian wußte
	        
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