Full text: Das Mittelalter (Teil 2)

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3. Stilicho. 
Von Pannonien, der oberungarischen Tiefebene, her ergossen sich 
zahllose Scharen germanischer Krieger über das unglückliche Italien. 
Stilicho ries in dieser Not die letzten römischen Truppen ans Gallien, 
von der Rhein- und Donaugrenze ab. Wie konnte er sich anders 
helfen! Er mußte die außeritalischen Provinzen preisgeben, um das 
Hauptland zu retten. Damit aber öffnete er selbst den Germanen 
den Weg nach dem Westen. Nur Britannien blieb noch, freilich ganz 
auf sich angewiesen, unter dem Schutze der römischen Waffen, und von 
da aus erstand später von neuem eine römische Statthalterschaft im 
nördlichen Gallien. In vier gewaltigen Hansen brachen die Germanen, 
von Ostgoten geführt, in Italien ein. Der Kaiser Honorius verbarg 
sich in der festen Hafenstadt Ravenna. Aber Stilicho, der uner¬ 
schrockene Hüter Italiens, war wieder auf dem Kampsplatze. Vor¬ 
sichtig folgte er dem germanischen Hauptheere, welches die verödete 
Poebene nochmals ausbrennend und ausraubend bis Florenz vordrang 
und diese Stadt zu belagern begann. Hier gelang es ihm, die wilden 
Scharen einzuschließen. Zwar brachen sie, vom Hunger gepeinigt, 
durch, aber bei Fäsulä holte er sie ein und brachte ihnen eine voll¬ 
ständige Niederlage bei. Hätte er nicht Hunnen und Goten in großer 
Menge in seinem Heere gehabt, so wäre der Ausgang der Schlacht 
zweifelhaft gewesen. Tausende von Gefangenen wurden zu Sklaven 
gemacht, andere Taufende, die sich freiwillig ergaben, nahm er in sein 
Heer auf. Die übrigen germanischen Hausen zogen über die Alpen¬ 
pässe ab und verbanden sich mit einer anderen Völkerflnt, die von 
Pannonien aus nördlich von den Alpen hin nach Westen sich ergoß. 
Es waren Vandalen, Sueben und Alanen. Sie fielen in das südliche 
Gallien ein und gingen von da über die Pyrenäen nach Spanien. 
Hier setzten sie sich fest, die Sueben im Nordwesten, die Alanen im 
Westen und die Vandalen im Süden. Um dieselbe Zeit entstand 
ein germanisches Reich, das der Burgunder, am Oberrhein uud au 
der Rhone mit Worms als Hauptstadt. 
4. Alarich. 
Dem tapferen Stilicho wurde es immer schwerer, die Germanen, 
welche sich in den Donauländern zusammendrängten und bon da ans 
Italien bedrohten, abzuhalten. Die Donaugreuze war aufgegeben, 
kaum bemochte er noch die Alpenpässe hinreichend zu schützen. Be¬ 
sonders waren es die Goten, welche fort und fort plündernde, land¬ 
begehrende Scharen nach dem Süden entsandten. Alarich hatte in
	        
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