fullscreen: Kulturgeographie des Deutschen Reiches und seine Beziehungen zur Fremde

Deutsche Kolomalarbeit. 169 
Apenrade. Um die Mitte August 1898 aber hatte die Reederei sich 
bereits erboten, ohne Erhöhung der bisherigen Postsubvention einen 
neuen Kontrakt abzuschließen, wonach schon Ende September ein zweiter 
Dampfer eingestellt wurde. Kiautschou steht mit Deutschland direkt in 
Verbindung durch die Post- und Frachtdampferlinien des Norddeutschen 
Lloyds und der Hamburg-Amerika-Linie. Die deutsche Schautung-Eisen- 
bahn wird bereits auf der Strecke Tsiugtau—Tsehotien (256 km) be¬ 
fahren. Postämter befinden sich in Tsingtau, Kiautschou, Postagenturen 
in Tapntonr, dem Hafenplatze von Kiautschou, iu Tsaugkou, Kaumi und 
Weihsien. Deutsche Kabel laufen von Tsingtau nach Tschifu uud von 
Tsingtau nach Schanghai. Weiter haben auf dem Kriegsschiff „Deutsch- 
laud" sorgfältige Versuche mit chinesischer Schantuugkohle stattgefunden, 
deren Ergebnisse im Hinblick auf die künftigen Schürfungen im deutschen 
Einflußbereich bedeutsam sind. In Weihsien, dem Hinterlande unseres 
Pachtgebietes, ist der Steinkohlenvorrat ganz bedeutend, und hier wird 
sich für die Zukunft ein großes Bergbau- und Industriezentrum entwickeln. 
Im Gebirge Lauschen finden sich sehr geschätzte Steine, Bergkristalle. 
Sonst liefert das eigentliche Pachtgebiet von mineralischen Produkten in 
der Hauptsache Salz, womit man Schweinefleisch einpökelt. Wegen der 
regelmäßigen Regenzeiten und des gemäßigten Klimas eignet sich das 
Pachtgebiet vorzüglich zum Ackerbau. „Kahle Berge und üppiger Anbau 
in Tälern und Ebenen, das ist jetzt der Charakter von Schätzung." 
(v, Richthofen). 
Auch die kaufmännische Erschließung Kiautschous uud der ganzen 
Schantunglialbiusel erfordert noch eine gewaltige Arbeit. Als größter 
Konkurrent tritt schon überall der Japaner mit seinen dem chinesischen 
Geschmacke vorzüglich angepaßten Waren dem europäischen Kaufmann in 
den Weg. Eine Notwendigkeit besteht für die deutschen Kaufleute, ge- 
wandte chinesische Geschäftsleute, sogenannte Kompradores, zu besitzen. In 
dem Ausfuhrgeschäft vermag der Deutsche Chinesen und Japaner in der 
Konkurrenz zu schlagen. Aber es gehören dazu noch sehr große An- 
strenguugen, gute Verbindungen nnd eine genaue Kenntnis der chinesischen 
Geschäftsgepflogenheiten und des chinesischen Geschmackes und Bedarfes. 
Die Verwaltung von Kiautschou ist dem Reichsmarineamt über- 
tragen worden, und der Gouverneur an der Spitze der Militär- und 
Zivilverwaltuug ist eiu höherer Seeoffizier. Das Schutzgebiet zerfällt iu 
die beiden Bezirksämter Tsingtan und Litsnn. 
In nnserm Schutzgebiete sind folgende Kolonialgesellschaften tätig: 
Die „Schantuug-Eisenbahn-Gesellschaft" (Berlin); die „Schantung-Bergbau- 
Gesellschaft"; das „Industrie-Syndikat zur wirtschaftlichen Erschließung von 
Kiautschou und Hinterland"; die „Kiautschou-Gesellschaft m. b. H."; die 
„Deutsche Gesellschaft für Bergbau uud Industrie im Auslande". Vier 
Missionsgesellschaften, drei evangelische und eine katholische, wirken in dem 
Schutzgebiete. 
Der Hauptort für Handel und Verkehr ist Tsingtau, auf der nörd- 
lichen Eiufahrtshalbiusel gelegen. Besonders blüht ein bedeutender 
Durchgangshandel nach dem Schantunghinterlande. Die Haupteinfuhr- 
artikel fremder Herkunft sind Baumwollenwaren, Petroleum, Züud- 
Tromnau-Eckert, KulturgevgraphieAsofg-^ct<stt-InstM«t IIa. 
fGr internationale 
Schulbuchforschung 
Braunschweig 
Schulbuchbibliothek
	        
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