Hindenburg, der Befteier Ostpreußens.
6. Wie die Russen vernichtet wurden.
Nun wurde mit aller Wucht an sämtlichen Punkten angegriffen. Die
Sch', chtlinie tvar etwa 70 Kilometer lang; es war eine Reihe einzelner
Schlachten zwischen den Korps. Zu spät merkten die Russen, daß sie in
einem Kessel eingeschlossen waren. Einzelne Abteilungen versuchten durch¬
zubrechen; sie wurden aber zurückgeworfen. Auf der Flucht stießen sie dann
mit anderen russischen Korps zusammen, die von einer andern Seite her
zurückgejagt worden waren. Einzelne Heeresteile suchten sich nach der russischen
Grenze zurückzuziehen; aber der Rückzug war ihnen versperrt. So wurden
sämtliche russische Heeresabteilungen nach der Mitte zusammengedrängt, rings
umgeben von den verfolgenden Deutschen und von allen Seiten dem feindlichen
Feuer ausgesetzt. Es entstand eine furchtbare Verwirrung.
Biele Fußtruppen und Reiter warfen sich in die Seen, um schwimmend
das andere Ufer zu erreichen; die meisten fanden ein nasses Grab. Ganze Ab¬
teilungen gerieten auf Moore und mußten hier mit Roß und Wagen jämmerlich
zugrunde gehen; zu Lausenden und Jehntausenden gaben sie sich gefangen.
7. Die Beute.
Das war die Vernichtung der Naretvarmee. Die Beute entsprach dem
Sieg. 92000 Gefangene wurden gemacht, 60 000 Tote und Verwundete
wurden gezählt, ungerechnet die in den Seen Ertrunkenem« oder in den
Sümpfen Versunkenen. Der russische Oberbefehlshaber (General Samso-
noff) war auch gefallen*). Uber 300 Kanonen, Hunderte von Maschinen¬
gewehren und ungezählte Kriegswagen aller Art, sowie Gewehre fielen den
Siegern in die Hände. Der General Mackensen, Befehlshaber eines Korps,
jetzt Generalfeldmarschall, nahm allein 30 000 Russen gefangen und er¬
beutete 100 Geschütze. Hindenburg wurde zum Generalobersten ernannt.
8. Wie Ostpreußen vollends gesäubert wurde.
Weiter im Osten, etwa von Insterburg nach Süden, stand nun aber
noch die Njemenarmee**). Hindenburg gönnte sich keine Ruhe. Kaum 14 Tage
später griff er auch diese Armee an, schlug sie gänzlich in der großen „Schlacht
bei den masurischen Seen", machte wieder große Kriegsbeute, unter
anderem 30 000 Gefangene und jagte den Rest der feindlichen Armee über
die Grenze. Nun war Ostpreußen gesäubert. Ganz Deutschland aber jubelte
dem Befreier zu***).
*) Samsonoff hatte sich auf seiner Flucht im Walde bald von seinem Stabe ent;
fernt und erschoß sich, um seine Niederlage nicht überleben zu müssen.
**) Die Njemenarmee hatte sich östlich der großen masurischen Seen in einem
großen Bogen ausgestellt, der von Labiau an der Deime bis Lyck reichte und die Städte
berührte: Tapiau, Wehlau, Allenburg, Gerdauen, Nordenburg, Angerburg, Lötzen und Arys.
***) Durch die Schlachten bei „Tannenberg" und bei den „masurilchen Seen"
(erste Hälfte des September) war es Hinoenburg gelungen, zwei starke russische Armeen
mit 500 000 Mann zu vernichten. — General Nennemampf, Befehlshaber der Njemert:
oder Wilnaarmee, und der Höchstkommandierende Nikolaus Nikolajewitsch flohen aus Inster-