Full text: Der erste selbständige Geschichtsunterricht auf heimatlicher Grundlage

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Ähnlichkeit mit dem alten, teuren Corbie darbot; und so wurde 
diese zur Anlegung des Klosters bestimmt. 
Auf die erkorene Stätte flehten in feierlicher Versammlung 
Bischof und Brüder Gottes Segen auf ihr Werk herab: Bischof 
Badurad von Paderborn segnete den Boden mit dem Wasser 
der Weihe ein und pflanzte mit mächtiger Hand das Kreuzzeichen 
iu den Gruud, da wo man den ersten Stein zum Hochaltar der 
Kirche legeu sollte. Nun wurde rüstig gebaut, gemeißelt und ge¬ 
fügt, und als der Herbst des Jahres 822 ins Land zog, da ragten 
im Wesertale bereits die Türme der Klosterkirche empor und 
Wohnungen standen bereit, die Brüder aufzunehmen. Wer auf 
dem Dampfer die Weser hinabführt, sieht noch heute die Türme 
der alten Klosterkirche in den Wellen der Weser sich spiegeln. 
Zu 3. 
Wie Elmar vom Habichtshofe, so haben auch andere 
Sachsen schwer mit sich gerungen; aber so schwer es ihnen ward, 
vom Alten zu lassen, so fest haben sie die christliche Lehre gehalten, 
als sie sie erst angenommen. Die ganze Treue, die den Sachsen 
eigen, wandten sie nun auch dem Christentum zu, und wohl kaum 
du Volksstamm hat das Christentum so innig aufgefaßt wie die 
Sachsen. Sie dachten sich den Heiland und seine Jünger nicht 
im fernen Morgenlande, sondern mitten im deutschen Volke stehend 
als einen deutschen Volkskönig. Bald entstand im Sachsenlande 
eine Übertragung der Erzählungen der Bibel in die sächsische 
Sprache, genannt der „Heliand", d. i. Heiland. Wie darin sich 
das Deutsche, das Altsächsische mit dem Biblischen mischt, sehen 
wir aus folgender Darstellung der Geburt des Heilandes, die dem 
„Heliand" entnommen ist. 
Da kam von Romaburg des mächtigen Mannes 
über all dies Erdenvolk, Augustus, 
Bann und Botschaft über sein breites Reich, 
von dem Kaiser an jeden einzelnen König, 
der zu Hause saß, soweit seine Herzoge, 
in den Landen den Leuten geboten. 
Die Ausländischen hieß er zur Heimat eilen, 
zur Mahlstatt die Männer, daß jeder erschiene 
an der Stätte vor dem Boten, von welcher er stammte, 
in der Burg seiner Geburt. Das Gebot erfolgte 
über die weite Welt; das Volk wanderte, 
jeder nach seiner Burg. Die Boten reisten, 
die von dem Kaiser gekommen waren, 
schristkund'ge Männer und schrieben in Rollen 
mit genauer Sorgfalt der Namen jeden, 
Land wie Leute, keinem erlassend
	        
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