Full text: Geschichte des preußischen Vaterlandes

374 Continentalsperre; Schlachten bei Eylau und Friedland. 
reiches Vordringen unterbrechen, indem sie dort auf die inzwischen herbei- 
gerückten Heere der Russen trafen. 
Vergebens hatte Friedrich Wilhelm versucht, den verderblichen Krieg 
durch Anknüpfung neuer Unterhandlungen aufzuhalten: Napoleon hatte in 
seinem Siegesräusche jede Spur von Mäßigung verloren und wollte von ehren¬ 
haften Friedensbedingungen Nichts mehr wissen. Von Berlin aus erließ er, 
um endlich, wie er hoffte, auch England zu demüthigen, ein Decret über die 
Continentalsperre, wodurch aller Handel und Verkehr mit England streng 
untersagt wurde. Freilich wurden hierdurch die Engländer weniger hart be¬ 
troffen, als die Staaten des Festlandes; denn jene suchten für ihre Waaren 
andere Handelswege und nahmen unterdeß den Europäern alle überseeischen 
Colonien fort, während die Staaten des europäischen Continents durch das 
Stocken alles Handels sehr schwer ’U leiden hatten. 
! Der Uebermuth des Siegers stieg noch, als auch die schlesischen Festungen 
eine nach der andern sich ergeben hatten, Glogau (am 2. December), Breslau 
(5. Januar 1807) Brieg (16. Januar), Schweidnitz (7. Februar), Neiße (16. 
Juni), Kosel (18. Juni), Glatz (25. Juni). Im ganzen Lande widerstanden 
nur noch Silberberg, Danzig, Kolberg, durch den Oberst Gneisenau 
im Verein mit den Freischaaren des Lieutenant Schill tapfer vertheidigt, 
und Graudenz, wo der greise Courbiere befehligte und den Franzosen auf 
die Meldung, der König von Preußen habe sein Königreich verloren, mit 
Festigkeit erwiderte: „Nun, so werde ich König in Graudenz fern." 
Eylau und Friedland. Die Russen hatten unterdeß den Kampf gegen 
die Franzosen zuerst in Polen eröffnet, bald verlegten sie denselben nach Ost¬ 
preußen, wo eine preußische Heeresabtheilung unter L'Estocq, später noch eine 
unter Kalkreuth zu ihnen stießen. Bei Eylau, nicht weit von Königsberg, 
trafen die beiden feindlichen Heere auf einander, dort wurde am 7. und 8. 
Februar (1807) in bitterer Kälte unter Schnee und Windessturm eine der 
blutigsten Schlachten geliefert, welche die Geschichte kennt. Zweimalhuudert- 
tauseud Mann wütheten gegen einander. Der Kern der französischen Garden 
wurde aufgeopfert, der Sieg aber dennoch von den Franzosen nicht errungen. 
Die Russen unter Benningsen fochten mit unerschütterlicher Tapferkeit, und 
die Preußen, noch zur rechten Zeit eintreffend, warfen mit dem rühmlichsten 
Heldenmuthe die letzten französischen Angriffe zurück. Beide Heere blieben 
auf dem Schlachtfelde, beide schrieben sich den Sieg zu. Vielleicht würde ein 
neuer Angriff am dritten Tage die Franzosen zum Rückzüge vermocht haben, 
Benningsen glaubte jedoch seinem ermüdeten Heere so übermenschliche An¬ 
strengungen nicht zumuthen zu dürfen, und führte dasselbe nach Königsberg, 
Napoleon das feinige nach der Paffarge zurück. Vergebens bot jetzt der Kaiser 
dem König Friedrich Wilhelm einen besonderen Frieden an; dieser war zu 
ehrenhaft, um seinen Bundesgenossen im Stiche zu lassen; er wollte, wenn 
es sein sollte, lieber mit Ehren untergehen. In der Convention zu Barten¬ 
stein vereinigte er sich von Neuem mit Rußland zu gemeinschaftlichem Han¬ 
deln. Die Franzosen hatten inzwischen die Eroberung der Festung Danzig 
zum nächsten Ziele ihrer Operationen gemacht: General Kalkreuth verthei¬ 
digte dieselbe drei Monate hindurch mit großem Heldenmuthe, dann übergab 
er sie unter ehrenvollen Bedingungen. Nach mehreren kleineren Gefechten
	        
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