I. Die Völkerwanderung.
93
fosgte dem Rufe (568), eroberte ganz Oberitalien, stiftete
das Reich der Soitgobarben und machte Pavia zur Haupt¬
stadt. Ein schneller Tod hinderte ihn an ber Vollendung
der Eroberung Italiens. Seine Gemahlin Rofamnnde,
die Tochter des von ihm erschlagenen Gepibenkönigs,
reichte ihm (574) Gift, weil er sie' bei einem Mahl ge¬
nöthigt hatte, mit ihm aus dem Schädel ihres Vaters
zn trinken. Das griechische Exarchat umfaßte jetzt nur
noch Ravenna, Rom, Neapel u. f. w. Aber bie Zwistig-
feiten zwischen dem Exarchat und den Songobarden nali-
men kein Ende, bis der Frankenkönig Karl nach 200
Jahren das Lombarbenreich stürzte.
Dieß führt uns zu dem, was gleichzeitig in Deutsch¬
land unb Frankreich geschah. Die Franken am Nieder-
rhetn, ein Volk von großer Rohheit, erhielten 481 in
Chlodwig (Ludwig), einem Sprößling bes Mero -
väns, nach welchem bas Geschlecht das merovingische
hieß, einen König, der feine Morbthat unb Schalkheit
scheute, sein Reich groß unb herrlich zu machen. Schon
im 20. Lebensjahre begann er seine Eroberungen, bie er
so glücklich fortsetzte, baß er zuletzt ein Reich hinterließ,
bas fast ganz Frankreich umfaßte und bis nach Thüringen
reichte. Im Treffen gegen die Alamannen (496) gelobte
er, ein Christ zn werben, wenn er siegen würde. Sein
Lieg war wider Erwarten vollständig; und nun ließ er
sich mit Taufenden feiner Krieger vom Bischof Remigius
taufen. Man kann sich aber denken, was das für feine
Christen werden gewesen sein. Nach seinem Tode (511)
wurde das Reich immer unter verschiedene Glieder des
Regentenhauses getheilt; und nun fab man nichts als
Bruder- und Bürgerkriege unb Greuelthaten, bie über
1 Schreibung gehen. Zuletzt waren bie Könige nur
noch Schattenkönige, und cm ihrer Statt regierte ein
Reichsverwalter, Majordomus genannt. Als solcher
vereinigte (687) Pipiu von Her ist eil bas ganze Reich
«ueber mit kräftigem Arme. Nach feinem Tobe (714)
Ichtoang sich fein Sohn, Karl Martell (ber Hammer)