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Seme Erholung fand er in der Jagd, die er leidenschaftlich liebte,
in Handarbeiten, wie Drechseln und Kleben, und in einer wunder¬
lichen Gesellschaft, dem Tabakskollegium. Er besuchte es mit großer
Regelmäßigkeit; Generale, Minister, auch Offiziere niederen Ranges
waren um ihn, es mußte aber auch einer da sein, an dem der
König seine oft recht derben Späßchen auslasten konnte. Die Ge¬
sellschaft versammelte sich abends zwischen fünf und sechs. Man
saß auf Holzschemeln um eine lange einfache Tafel. Vor jedem
Gaste lag eine knrze Thonpfeife, der Tabak stand in Körbchen be¬
reit, kupferne Pfannen mit glühendem Torf dienten zum Anzünden.
Jeder hatte einen Weißen steinernen Krug mit Bier und ein Glas
vor sich. Hier fühlte sich der König sehr behaglich und nahm auch
unvorsichtige Reden nicht übel.
Kronprinz Friedrich.
Der Kronprinz war am 24. Januar 1712 geboreu. In seinem
Charakter vereinigte sich des Vaters fester Sinn und feuriges
Temperament mit dem zarten, innigen Gefühl seiner Mutter, Sophie
Dorothea, einer Schwester des Königs von England. Von seiner
ersten Erzieherin, einer ehrwürdigen vornehmen Frau, die schon
die Erzieherin seines Vaters gewesen, empfing er die Vorliebe für
die französische Sprache, welche vom Vater gehaßt, aber die Sprache
des Hofs und aller höher gestellten Familien war. Im siebenten
Jahr begann der Unterricht im Kriegswesen. Wie es bei Prinzen
gewöhnlich ist, stieg er in seiner militärischen Würde schnell auf
und war mit 16 Jahren Oberstlieutenant. Als solcher hatte er
nun die Einübung seiner Soldaten zu besorgen, doch seine Neigungen
waren damals nicht die eines Soldaten, wie er auch die Jagd, das
größte Vergnügen seines Vaters, für eine rauhe Beschäftigung hielt.
Die schönsten Stunden waren für ihn die, in welchen er sich der
Lektüre geistvoller Bücher hingeben oder das Flötenspiel üben konnte.
Als der Vater einmal mit ihm Dresden besuchte, hörte er den be¬
rühmten Musiker Quantz Flöte blasen und wünschte nun diese Kunst
gleichfalls zu lernen. Die Lehrstunden mußten vor dem König ge¬
heim gehalten werden, doch die Mutter hatte es zu vermitteln ge¬
wußt, daß Quantz mehrmals im Jahr für einige Tage nach Berlin
kam, wo er sich denn an den schnellen Fortschritten seines Schülers
erfreuen konnte. Der Prinz wurde ein Meister im Flötenspiel und
hat sich die Liebe dafür bis in sein hohes Alter bewahrt. Die
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