Full text: Bilder aus der Kulturgeschichte unseres sächsischen Vaterlandes

richtete der Kurfürst die Anweisung, „die Landeskollegien 
sollten eine möglichste Beschleunigung der zwischen Obrigkeit 
und Untertanen anhängigen Prozesse und eine möglichst kurze, 
dem Rechte und der Billigkeit gemäße Erörterung und Ab¬ 
stellung der sich als begründet darstellenden Beschwerden her¬ 
beiführen". 
Die Kommission wählte Lommatzsch zu ihrem Sitze. Von 
hier aus begab sie sich in die Dörfer, wo ihre Gegenwart 
erforderlich war. Die am meisten bedrohten Güter erhielten 
Truppenabteilungen in Stärke von 40—60 Mann zum Schutze. 
Jede Gemeinde wurde herbeigerufen oder durch Reiter geholt. 
Darauf machte man die Leute auf das Unrecht ihres Vor¬ 
gehens aufmerksam, las ihnen die landesherrliche Verordnung 
vom 26. August vor, nahm ihnen den vom Rittergutsbesitzer 
erzwungenen Revers ab und verpflichtete sie durch Handschlag, 
sich fernerhin als getreue Untertanen zu zeigen. Ehe die Ge¬ 
meindeglieder nun wieder abtraten, nahmen die Soldaten 
die Rädelsführer fest und brachten sie später nach Meißen. 
Niemals versuchten Banernhaufen, sich dem Militär im offenen 
Felde entgegenzustellen. Die bei aller Festigkeit milde und 
menschenfreundliche Art des Vizekanzlers im Verkehre mit 
den Dörflern; die Nähe des Militärs, das durchaus ver¬ 
schmähte, mit den Bauern gemeinsame Sache zu machen; die 
Entfernung der Rädelsführer und der Einfluß der jetzt wieder 
an Ansehen gewinnenden besonnenen Elemente unter den 
Dorfgenossen bewirkten, daß sich allenthalben die Wogen der 
Erregung glätteten. In Zeit von acht Tagen waren die 
Gegenden um Meißen, Lommatzsch, Oschatz und Riesa beruhigt. 
Inzwischen hatte sich Herr von Burgsdorfs nach dem 
Rochlitzer Bezirk begeben, um auch hier besänftigend einzu¬ 
greifen. In Obersteinbach, Hermsdorf, Ehrenberg, Kriebstein, 
Schweikershain, Geringswalde, Milkau und Königsfeld, über¬ 
all gelang es ihm, wieder geordnete Verhältnisse herbeizu¬ 
führen. 
Unterdessen hatten die Bauern von Rochsburg ihrem 
Herrn, dem Grafen von Schönburg, nicht bloß alle Dienste 
4 Petermann, Kulturgeschichte. 
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