Full text: Heimatgeschichte der Rheinprovinz

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worden ist, betrachtet die Wissenschaft ihn auch als solchen. 
Seine Schädelbildung zeigt Ähnlichkeit mit der des Austral¬ 
negers, auf dessen Kulturstufe er gestanden haben mag. 
Die Schichten, in denen der Neandertalmensch gefun¬ 
den wurde, waren „mit kieseligen und hornsteinartigen Roll¬ 
steinen gemengt“, und gehören wahrscheinlich der Tertiär¬ 
zeit 2) an. Außer den Menschenknochen fand man im 
Neandertale zahlreiche Tierknochen vom Mammut, Rhinoze¬ 
ros, Höhlenbären, Riesenhirsch und Pferd und viele Feuer¬ 
steinspäne. Die Tierknochen rührten meist von jüngeren 
Tieren her und waren nur Teile von Knochengerüsten. 
Jedenfalls war hier eine menschliche Siedelung. Der 
Neandertalmensch ist wahrscheinlich der Vertreter des U r- 
menschen der Rheinlande. Vielleicht gehört er dem 
Tertiär, sicher aber der Diluvialzeit an. 
Bei Andernach fand man zahlreiche zerschlagene Tier¬ 
knochen und ganze Haufen gehauener Steinwerkzeuge in 
vulkanische Asche eingebettet. Unter letzteren waren Lan¬ 
zen-, Pfeilspitzen und Steinschaber; ferner fand man Lanzen 
und Harpunen aus Renntierknochen. Jagd- und Fischerei¬ 
geräte ließen die Beschäftigung der Menschen, die dort 
hausten, erkennen. 
Im Jahre 1879 untersuchte der Maler Eugen Bracht die 
sogenannte Buchenlochhöhle bei Gerolstein. Knochenreste 
vom Mammut, Nashorn, Renntier, Höhlenbär, Pferd, Rind, 
Wolf, Eisfuchs, Hermelin, Halsbandlemming, von der Zwie¬ 
belmaus, dem Moor- und Gebirgsschneehuhn und einem 
rabenartigen Vogel wurden hier mit Feuersteinen und gan¬ 
zen und zerschlagenen Rollkieseln gefunden. Auch diese 
Höhle weist auf das Vorhandensein des Menschen hin, wie 
die 1911 von Carl Rademacher im Aufträge der Kölner 
Anthropologischen Gesellschaft untersuchten zwei Höhlen 
des Kartsteins bei Eserfey in der Eifel. 
Zwischen Heerdt und Hamm bei Düsseldorf fand man 
1895 im Rhein einen Stoßzahn des Mammuts, der anschei- 
1) Die Geologen unterscheiden in der Erdgeschichte folgende 
Schichten: Archaikum, Algonkium, Palaeozci’kum, Mesozoikum, Tertiär 
und Quartär. Letzteres scheiden sie wieder in Diluvium (Eiszeit) und 
Alluvium (Jetztzeit).
	        
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