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VII.
Der Dreißigjährige Krieg am Rhein.
Die Zerstörung der mittelalterlichen Kultur.
Der Augsburger Religionsfrieden hatte die Gemüter der
in Deutschland miteinander streitenden Parteien nicht be¬
ruhigt. Von den religiös-politischen Kämpfen, deren Höhe¬
punkt der Dreißigjährige Krieg bildet, blieben auch die
Rheinlande nicht verschont. Sie sind der Schauplatz der
beiden folgenschwersten Vorspiele des großen Krieges: des
Cölner Streites (s. o.) und des Jülich-Clevischen
Erbfolgekrieges.
Johann III. von Cleve vermählte sich mit Maria, der
Tochter Wilhelms III, von Jülich-Berg, und vereinigte so
1511 Cleve, Mark, Ravenstein, — Jülich, Berg und Ravens¬
berg in seiner Hand. Als er 1539 starb, folgte ihm sein Sohn
Wilhelm IV., der Reiche (1539/92), der von Konrad von He¬
resbach, einem der einflußreichsten Gelehrten der damaligen
Rheinlande, erzogen worden war. Wilhelm der Reiche ver¬
mählte sich 1546 mit Maria, der Tochter des späteren Kai¬
sers Ferdinand I. Bei der Vermählung bestimmte Kaiser
Karl V., daß nach dem Aussterben der männlichen Linie die
Länder auch in weiblicher Linie sich vererben könnten. Wil¬
helm der Reiche hatte einen Sohn, Johann Wilhelm, und vier
Töchter, Maria Eleonore, Anna, Magdalena und Sibilla.
Obwohl Johann Wilhelm schwachsinnig und zuletzt sogar
wahnsinnig war, vermählte er sich doch mit Jakobe von
Baden. Der Verehelichung gingen lange Verhandlungen
voraus, die eifrig von den Räten des Herzogs betrieben wur¬
den. Den Papst, den Kaiser und Spanien wußte man für den
Heiratsplan zu gewinnen, um die Länder der katholischen
Religion zu erhalten. Als Jakobe aber 1597 „wahrschein¬
lich eines unnatürlichen Todes“ kinderlos starb, vermählte
man Johann Wilhelm 1599 mit der lothringischen Prinzessin
Antoinette. Auch diese Ehe blieb kinderlos. Maria Eleo-