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dessen Anfänge in den letzten Regierungs jahren Wilhelms
des Reichen liegen. Der Kaiser Rudolf drohte, das Land
bis zur Beilegung der Streitigkeiten als erledigtes Reichs¬
lehen einzuziehen. Um dem vorzubeugen, einigten sich die
streitenden Parteien 1609 zu Dortmund zu einer gemein¬
samen /erwaltung der Länder. Sogleich ließen sie auch die
Stände schwören, dem die Treue zu halten, der in der Folge
als rechtmäßiger Herrscher gelten werde. Der Kaiser er¬
kannte diesen Vertrag nicht an und ließ seine Truppen in die
jülichschen Länder einrücken, um diese einzuziehen. Erz¬
herzog Leopold nahm am 23. Juli Jülich ein und machte die
Stadt zum Stützpunkte seiner Macht. Den Kaiserlichen ge¬
lang es, sich in den Burgen Kalkofen bei Aachen und Brei¬
tenbend bei Linnich festzusetzen. Am 19. Dezember kam es
zu einem ernsten Zusammenstoß der Brandenburger und
Pfalz-Neuburger einerseits und des Erzherzogs Leopold
anderseits. Letzterer mußte von Düren weichen. Gegen
Ende des Jahres war er auf Jülich, Breitenbend und einige
andere feste Orte beschränkt. In Breitenbend wurden die
Kaiserlichen 1610 von den Brandenburgern belagert und
nach einem erbitterten Kampfe zum Rückzuge genötigt. Die
Union, die eine Herrschaft der Katholiken über die Länder
am Rhein nicht dulden wollte, schloß ein Bündnis mit Hein¬
rich IV. von Frankreich. Der drohende Religionskrieg brach
nicht aus, weil der französische König ermordet wurde. Die
gemeinschaftliche Regierung führte bald zu Mißhelligkeiten.
Der Versuch, Wolfgang Wilhelm mit der Tochter des Kur¬
fürsten zu vermählen, mißlang und verschärfte die Gegen¬
sätze. Der Erzherzog Leopold wurde im Laufe des Jahres
1610 mit Hilfe Frankreichs aus Jülich gänzlich vertrieben.
Im Jahre 1613 trat Johann Sigismund von Brandenburg zur
reformierten Kirche über und erhielt, Hilfe von der Union
und den Holländern. Wolfgang Wilhelm trat 1614 in Düssel¬
dorf zum Katholizismus über, vermählte sich mit der Schwe¬
ster des Herzogs Max von Bayern, dem Haupte der Liga,
und erhielt von dieser und den Spaniern Hilfe. Spanische
Truppen unter Spinola und holländische unter Moritz von
Oranien drangen in Jülich und Cleve ein.
Im Jahre 1612 hatte Kaiser Matthias gegen die empor¬
blühende, aber widerspenstige Stadt Mülheim am Rhein die
Reichsacht ausgesprochen. Diese wurde 1614 unter blutigen