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tur, die der römische Krieger vielfach vergeblich zu bringen
versuchte.
Wie in seinem ganzen Reiche, so richtete Kaiser
Augustus auch am Rhein ein regelmäßiges Botenwesen
ein. Junge Leute und Fuhrwerke verteilte er an die Haupt¬
heerstraßen. Diese vermittelten ihm die Nachrichten aus
allen Teilen des Reiches. Trajan und Hadrian vervoll-
kommneten die Einrichtung. Diese römische Staatspost
diente freilich nur dem Kaiser und den Staatsbeamten.
Wollten Privatpersonen sich ihrer bedienen, so mußten sie
besondere Erlaubnisscheine haben. Haltestellen dieser älte¬
sten Post am Rhein waren in allen größeren Orten: Bingen,
Oberwesel, St. Goar, Boppard, Coblenz, Andernach, Rema¬
gen, Bonn, Cöln, Neuß, Xanten.
Aber nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht erfuhren die
Rheinlande durch die Römer eine Förderung; in der Römer¬
zeit liegen auch die Anfänge des Bildungswesens.
Trier hat unstreitig den Vorzug, die erste organisierte Schule
zur Römerzeit besessen zu haben. Der Anfang dieser Schule
der Beredsamkeit liegt vielleicht im 1. oder 2. nachchrist¬
lichen Jahrhundert, Zur Blüte kam sie im 3. und 4. Jahr¬
hundert. Daß die Schule in Trier ganz besonders bevorzugt
wurde, zeigt ein Gesetz des Kaisers Gratian aus dem Jahre
376, in dem die Bezüge der Lehrer festgelegt wurden, und
Ausonius rühmt von der Trierer Schule, daß sie der Schule
des Quintilian nicht nachgestanden habe. Als Rhetoren und
Grammatiker werden in Trier genannt: Eumenius aus der
Zeit Constantins des Großen und Ursulus und Harmonius
aus der Zeit Valentinians I. Als Rhetor und Dichter steht
obenan Ausonius, der Dichter der ,,Mosella“. Er war in
Trier der Erzieher des Sohnes Kaiser Gratians. Die Lehrer
der Schulen des römischen Triers waren in den drei ersten
nachchristlichen Jahrhunderten ausschließlich Heiden, die
Lehrgegenstände profane Wissenschaften. Als aber das
Christentum am Rhein sich ausbreitete, gab es auch bald
christliche Schulen.
In den Städten am Rhein und in den Gegenden, in
denen die Römer als Bewohner überwogen, bildete das
Lateinische Umgangs- und Amts spräche. Auf dem
Lande dagegen erhielten sich die keltischen und germani-