Full text: Heimatgeschichte der Rheinprovinz

31 
sehen Dialekte, deren Weiterbestehen die Römer nicht 
hinderten. 
Das Schauspielwesen war in den römischen 
Rheinlanden nicht unbekannt- Es war ein Abbild der alten 
römischen Spiele in der Reichshauptstadt. Die Legionen 
hatten in ihren Standlagern Bedürfnis nach den heimatlichen 
Spielen, und so kamen Renn- und Kampfspiele auch an den 
Rhein. Für die Pferderennen genügte eine Talmulde, an 
deren Abhängen die Zuschauer saßen. Reste von Zirkus¬ 
bauten fehlen daher in den Rheinlanden. Dagegen sind 
Reste von Amphitheaterbauten in Metz, Trier und Xanten 
erhalten. Hier kämpften Gladiatoren mit wilden Tieren, 
und ein Mosaikfußboden aus Nennig bei Trier veranschau¬ 
licht uns Szenen aus solchen Kämpfen. 
In religiöser Beziehung, in der Verehrung der 
Götter, ließen die Römer den Germanen Freiheit. Die 
hier und dort noch vorkommenden Menschenopfer verboten 
sie. Aus freien Stücken nahmen nach und nach die Rhein¬ 
länder die römischen Götter an. Glücks-, Sieges- und Sol¬ 
datengötter, Wetter- und Verkehrsgötter hielten in Germa¬ 
nien ihren Einzug, und die Vorstellungen von den neuen 
Gottheiten verschmolzen allmählich mit denen der alten 
Götter. Besonders stark verbreitet war der Mithraskult, die 
Verehrung des persischen Sonnengottes, der sich von Asien 
aus im 2. Jahrhundert über das ganze Römerreich aus¬ 
dehnte. Funde aus Trier, Schwarzerden (Kr. St. Wendel), 
Schweinschied (Kr. Meisenheim), Niederbieber, Bonn, Cöln, 
Dormagen, Xanten, Rhoden bei Euskirchen bezeugen die 
Verbreitung des Mythrasdienstes im Gebiete der Rhein¬ 
provinz. In den niederen Volks- und Soldatenklassen er¬ 
hielt sich lange Zeit der Matronendienst, die Verehrung der 
einheimischen sogenannten Muttergottheiten, deren Dar¬ 
stellungen in zahlreichen Denkmälern als drei weibliche 
Figuren mit Hauben auf dem Kopfe und Fruchtkörben auf 
dem Schöße, dem Symbole des häuslichen Wohlstandes und 
der Fruchtbarkeit der Äcker, erhalten sind. Sie wurden als 
Familien-, Stammes- und Volksmatronen verehrt. Am 
Niederrhein war der Herkuleskult stark verbreitet1). 
1) Über die Anfänge des Christentums zur Römerzeit siehe Ab¬ 
schnitt II: Die Rheinlande zur Zeit des Frankenreichs.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.