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sehen Dialekte, deren Weiterbestehen die Römer nicht
hinderten.
Das Schauspielwesen war in den römischen
Rheinlanden nicht unbekannt- Es war ein Abbild der alten
römischen Spiele in der Reichshauptstadt. Die Legionen
hatten in ihren Standlagern Bedürfnis nach den heimatlichen
Spielen, und so kamen Renn- und Kampfspiele auch an den
Rhein. Für die Pferderennen genügte eine Talmulde, an
deren Abhängen die Zuschauer saßen. Reste von Zirkus¬
bauten fehlen daher in den Rheinlanden. Dagegen sind
Reste von Amphitheaterbauten in Metz, Trier und Xanten
erhalten. Hier kämpften Gladiatoren mit wilden Tieren,
und ein Mosaikfußboden aus Nennig bei Trier veranschau¬
licht uns Szenen aus solchen Kämpfen.
In religiöser Beziehung, in der Verehrung der
Götter, ließen die Römer den Germanen Freiheit. Die
hier und dort noch vorkommenden Menschenopfer verboten
sie. Aus freien Stücken nahmen nach und nach die Rhein¬
länder die römischen Götter an. Glücks-, Sieges- und Sol¬
datengötter, Wetter- und Verkehrsgötter hielten in Germa¬
nien ihren Einzug, und die Vorstellungen von den neuen
Gottheiten verschmolzen allmählich mit denen der alten
Götter. Besonders stark verbreitet war der Mithraskult, die
Verehrung des persischen Sonnengottes, der sich von Asien
aus im 2. Jahrhundert über das ganze Römerreich aus¬
dehnte. Funde aus Trier, Schwarzerden (Kr. St. Wendel),
Schweinschied (Kr. Meisenheim), Niederbieber, Bonn, Cöln,
Dormagen, Xanten, Rhoden bei Euskirchen bezeugen die
Verbreitung des Mythrasdienstes im Gebiete der Rhein¬
provinz. In den niederen Volks- und Soldatenklassen er¬
hielt sich lange Zeit der Matronendienst, die Verehrung der
einheimischen sogenannten Muttergottheiten, deren Dar¬
stellungen in zahlreichen Denkmälern als drei weibliche
Figuren mit Hauben auf dem Kopfe und Fruchtkörben auf
dem Schöße, dem Symbole des häuslichen Wohlstandes und
der Fruchtbarkeit der Äcker, erhalten sind. Sie wurden als
Familien-, Stammes- und Volksmatronen verehrt. Am
Niederrhein war der Herkuleskult stark verbreitet1).
1) Über die Anfänge des Christentums zur Römerzeit siehe Ab¬
schnitt II: Die Rheinlande zur Zeit des Frankenreichs.