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„Staub, der wir sind, wir mögen
nur danken mit Gebet!
Gott schütte seinen Segen
auf Eure Majestät!"
5. Da stand er mit der Krücke,
so hager und gebückt;
was hat in seinem Blicke
so demanthell gezückt?
Er sprach — es klang wie Zanken
das kurze Wort beinah:
„Ihr habt mir nicht zu danken,
denn davor4) bin ich da!"
22. Der Walfischsang*.
Georg Äartrvig. *
Das Leben des Meeres. 5. Auflage. Glogau. 1862. S. 106. (1. Auflage. 1856.)
1. Oer Walfischfang ist nicht nur ein sehr gefähr¬
liches und anstrengendes, sondern auch ein sehr unzuver¬
lässiges Geschäft, so daß bei ihm das Ostenderl 2) Sprich¬
wort: „Fischerie — Lotterie“ sich vollkommen bewährt.
Oft gelingt es in kurzer Zeit, das ganze Schiff mit Thran
und Fischbein zu beladen, wobei natürlich der Reeder3)
ein glänzendes Geschäft macht, und die ganze Bemannung
sich eines reichlichen Lohns erfreut; manchmal aber ist
am Ende der Fahrt auch kein einziger Fisch gefangen
worden, und dann hat die Mannschaft, welche für ihren
Lohn auf einen Teil des Fanges angewiesen ist, alle Mühe
und Not umsonst gehabt, und der Unternehmer ist um
eine bedeutende Summe ärmer.
2. Sowie ein Walfisch den Jägern zu Gesichte
kommt, setzen sie in aller Eile ihre Boote aus und rudern
so still als möglich dem Ungetüm entgegen. Einer von
ihnen steht aufrecht in der Schaluppe4), die Harpune5) in
der Hand, um, sowie der richtige Augenblick gekommen
ist, den Wurfspieß mit aller Kraft in die Weichen des
Tieres zu schleudern. Der verwundete Walfisch taucht
nun mit Blitzesschnelle unter, die an das widerhakige
Mordinstrument befestigte Leine nach sich ziehend; bald
l) Davor, dafür. Die erste Form ist an dieser Stelle noch jetzt der
Volkssprache geläufig. — 2) Ostende, eine belgische an der Nordsee
gelegene Stadt mit besuchtem Seebad. — 3) Der Reeder, der
Eigentümer des Schiffes. — 4) Die Schaluppe, ein großes Boot. —
') Die Harpune, der mit Widerhaken versehene Wurfspieß.