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IV.
Die reichsunmittelbaren Herrschaften am Rhein
im späteren Mittelalter und die rheinische Kultur
zur Zeit der Hohenstaufen.
Die territoriale Entwicklung. Die Blütezeit des
Mittelalters.
Die deutschen Stammesherzogtümer, die zur Ottonen-
zeil eine so bedeutende Rolle spielten, nahmen vornehmlich
unter dem Einflüsse der Entwicklung des Lehnswesens nach
und nach einen ändern Charakter an; teils bestanden sie
unter dem alten Namen in veränderter Gestalt und Stellung
zum Landeshaupte fort, teils verschwanden sie ganz und
gingen in eine Anzahl kleinerer Herrschaften auf. Auf¬
strebende Adelsgeschlechter verstanden es, diese Herr¬
schaften in ihren Besitz zu bringen und ihrem Geschlechte
erblich zu erhalten. Ein großer Teil der Gebiete gelangte
auch bei dem kirchlichen Sinne großer und kleiner Fürsten
in den Besitz der Erzbischöfe und Bischöfe, der Abteien und
Propsteien.
Das Herzogtum Niederlothringen zersplitterte allmäh¬
lich, und vom Herzogtum Oberlothringen wurden im Laufe
der Zeit größere und kleinere Teile abgetrennt, aus denen
dann geistliche und weltliche Herrschaften am Mittel- und
Niederrhein entstanden. Die Betrachtung der Entstehung
und Stellung dieser Herrschaften zeigt die Entstehung der
deutschen reichsunmittelbaren Herrschaften im Mittelalter
überhaupt und deren Stellung in der Reichsgeschichte.
Unzweifelhaft ist Trier das älteste Erzbistum in
Deutschland. In den Wirren der Völkerwanderung ging das
Bistum wahrscheinlich zugrunde, wurde aber von Dagobert I.,
einem Nachfolger Chlodewechs, wieder eingerichtet. Karl
der Große und Ludwig der Fromme verliehen dem Trierer
Erzbischof ansehnliche Güter, und Heinrich II. schenkte
1018 dem Erzbischof P o p p o (1016/47), dem bedeutendsten