Fünftes Buch.
24. Wchbulns m ^ti)cn.
Die Herrschaft der 30 von Lyscmdros eingesetzten Tyran¬
nen zu Athen dauerte im Ganzen 8 Monate, wahrscheinlich
vom August 404 bis zum Frühling des folgenden Jahres. Es
war ihnen die Aufgabe zugewiesen: „den Senat zu wählen,
die öffentlichen Aemter zu besetzen und eine Revision der vater¬
ländischen Gesetze zu veranstalten, nach welchen sie den Staat
verwalten sollten". So war ihnen die ganze Leitung des
Staates in die Hände gegeben. Sie kümmerten sich aber wenig
um die Revision der Gesetze und waren vor der Hand besonders
daraus bedacht, ihre tyrannische Herrschaft für die Daner zn
befestigen. Und dabei verfuhren sie mit der größten Härte,
Grausamkeit und Habsucht. Aus der Bürgerschaft lasen sie
3000 Mann aus, welche allein das Bürgerrecht und das Recht
der Waffen behielten. Diese bildeten gleichsam ihre Leibwache
und waren mit den 700 Spartanern in der Burg die Stütze
ihrer Gewalt. Die übrigen Bewohner der Stadt wurden aufs
Schmählichste mißhandelt, eingekerkert, beraubt, hingerichtet, ver-
bauut. Nicht blos die demokratische Gesinnung, sondern auch
der Reichthum galt als Verbrechen. 1500 Menschen sollen in
der kurzen Zeit hingerichtet worden sein, mehr als die Hälfte
der Einwohnerschaft soll freiwillig oder gezwungen in die Ver¬
bannung gegangen feilt. Unter den in die Verbannung Geschick¬
ten befand sich auch Thrasybulos, des Lykos Sohn, ans dem