Object: Das Jahrhundert des Großen Kurfürsten (Bd. 1)

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Thurn diente er zuerst als Reitersmann, dann finden wir ihn in der 
sächsischen, bald aber in der schwedischen Armee. Nach dem Frieden 
machte er sich in der Mark seßhaft und trat als Generalmajor in die 
braudeuburqische Armee ein. Nach der Schlacht bei Warschau wurde 
er Generallieutenant, 1670 aber Feldmarschall. Ihm verdankte die 
brandenburgische Reiterei ihre hohe Ausbildung. Wegen seiner Schneidig- 
keit und Bravour und seines kühnen Drausgehens kann er mit Recht 
der Blücher des 17. Jahrhunderts genannt werden. Er starb hoch¬ 
betagt auf seinem Gute Gusow im Oderbruch 1695. 
33. Der erste Wnffengnng des jungen Heeres. 
(Die Schlacht bei Warschau, 18., 19. u. 20. Juli 1G56 a. St.) 
Als Christine, Tochter Gustav Adolfs, im Jahre 1654 Thron 
und Reich entsagte, folgte ihr in der Regierung Karl Gustav von 
Zweibrücken, ein Verwandter ihres Hauses. Alsbald geriet dieser in 
Krieg mit Johann Casimir, dem Könige von Polen. Denn dieser, 
ein Nachkomme aus dem Geschlechte der Wasa, erhob, obwohl katho¬ 
lisch, Ansprüche auf das schwedische Reich, wenigstens auf einzelne Teile 
desselben. Der Krieg, welcher schon zu Gustav Adolss Zeiten zwischen 
Schweden und Poleu entbrannt und nur durch eineu Waffenstillstand 
(1630, 1635 verlängert) beigelegt war, begann jetzt von neuem. 
Friedrich Wilhelm, dessen Land inmitten der kriegführenden Par¬ 
teien lag, wäre am liebsten neutral geblieben. Doch mußte er ruhig 
zusehen, wie das schwedische Heer durch die Neumark marschierte. Polen 
war schlecht gerüstet, und so glückte es Karl Gustav bald, seine Feinde 
zurückzuwerfen, gauz Polen und die Hauptstadt Warschau zu besetzen 
und den König Johann Casimir zur Flucht nach Schlesien zu zwin¬ 
gen. Dem Kurfürsten konnte es nicht gleichgültig sein, wenn Schweden, 
das schon in Pommern saß, dicht an seinen Grenzen noch weiteren 
Machtzuwachs, vielleicht sogar Westpreußen, erhielt. _ Dessen Fort¬ 
schritte zu hemmen, ging er von Ostpreußen aus mit einem Heere 
über die Weichsel, um das polnische Westpreußen im Kampfe gegen 
Karl Gustav zu unterstützen. Ein Recht dazu konnte er aus feinem 
Lehnsverhältnisse zur Krone Polen herleiten. 
Mit überlegener Macht eilte nun aber Karl Gustav herbei. 
Der Kursürst, von Polen ohne Hilfe gelassen, sah sich von ihm so in 
die Enge getrieben, daß er zu seiner eigenen Rettung genötigt wurde, 
in Königsberg einen Vergleich mit ihm abzuschließen, nach welchem 
er ihn, statt des Königs von Polen, als Lehnsherrn von Preußen 
anerkannte, dieses Herzogtum von ihm zu Lehen nahm, den Schweden 
den Durchmarsch durch Preußen gestattete, ihnen die dortigen Häsen 
offen hielt und ein kleines Hilfscorps für den Krieg gegen Polen zu 
stellen versprach (1656).
	        
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