Full text: Bilder aus der jüdischen Vergangenheit

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Sobald es immer zum Kampfe kam, rief Bar Kochba aus: 
„Herr der Welt! Du brauchst uns nicht zu helfen, nur 
schade uns nicht; hast du, Gott, uns verlassen, ziehe nicht 
mit unseren Scharen!“ Dreiundeinhalb Jahr belagerte Ha¬ 
drian Bethar, und R. Eleasar ausModiim sass auf Sack und 
Asche und betete den ganzen Tag und sprach: „Herr der 
Welt! Sitze heute nicht über uns zu Gericht!“ Als Hadrian 
die Stadt berennen wollte, sagte einKuthäer zu ihm: „Ziehe 
nicht gegen die Stadt; ich will sehen, was zu machen 
ist, die Stadt zur Uebergabe zu bringen.“ Er schlich sich 
nun durch den Kanal in die Stadt hinein und traf den 
R. Eleasar beim Beten. Da stellte er sich, als ob er ihm 
etwas ins Ohr flüsterte, dies aber sahen Leute in der 
Stadt, die den Fremden vor Bar Kochba brachten und 
sagten: „Wir haben gesehen, wie der Alte sich mit dem 
Fremden unterhalten hat. Da fragte diesen der Feld¬ 
herr: „Was hast du zu ihm und was hat er zu dir gesagt?“ 
Jener antwortete: „Sage ich es dir, lässt mich mein Kö¬ 
nig töten, sage ich es dir nicht, lässt du mich töten, bes¬ 
ser ist es, mein König tötet mich, als dass du es tust. Ich 
sagte ihm, dass ich die Stadt dazu bringen möchte, sich 
zu ergeben.“ Nun ging der Feldherr zu R. Eleasar und 
fragte, was der Kuthäer ihm gesagt habe, worauf er er¬ 
widerte: Nichts! Da versetzte jener diesem einen Fuss- 
tritt, durch dessen Wucht R. Eleasar starb. Da liess sich 
eine Stimme hören, die sprach: „Wehe denen, die Eitles 
weiden, die die Herden verlassen! Der das Schwert rich¬ 
tete gegen seinen Arm und sein rechtes Auge! Darum ver¬ 
dorre sein Arm, sein rechtes Auge werde dunkel; du hast 
den R. Eleasar getötet, den Arm ganz Israels und sein 
rechtes Auge, darum verdorre der Arm dieses Mannes 
und sein Auge werde dunkel.“ Alsbald wurde Bethar er¬ 
obert und Bar Kochba wurde erschlagen. Nun brachte 
man Hadrian seinen Kopf, da sagte er zu seinen Leuten:
	        
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