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1 tu in tin'D sie verehrten den deutschen Kaiser als Schirmherr» .der
Christenheit.
102. Das Julius-Hospital zu Würzburg.
Eine der trefflichsten Anstalten für die leidende Menschheit ist das
Julius-Hospital, wozu der Bischof Julius 1573 deu Grund legre.
Das jetzige solide und prächtige Haus, mehrere Stockwerke hoch, einen
geräumigen Hofplatz einschließend, wurde 1764 erbaut, hat eine einfach
schöne Kapelle mit Altar und Kanzel aus Marmor, und enthält gewöhn¬
lich über 1000 Kranke. Alte und Wahnsinnige, nebst 100 Personen, die
als Aufwärter, Bäcker und Brauer rc. dabei thätig sind. Drei Viertel
der Kranken werden gewöhnlich als geheilt entlasten. Jede Gattung der¬
selben, z. B. die chirurgischen, d. h. die an äußerlichen Verletzungen lei¬
denden, die epileptischen rc. ist von der andern abgesondert. In den
Zimmern merkt man nickt den mindesten üblen Geruch. Die Commodi-
täten sind für diejenigen Kranken, welche nicht aus dem Zimmer gehen
können, an den Seitenwänden so angebracht, daß sie sich von selbst
schließen, und ein unter dem Hause durchgele'tctcr Kanal allen Koth
wegführt. Schwer Kranke erhalten ihre vorgeschriebene Speise im Zim¬
mer, die nicht - Bettlägerigen essen in einem gemeinschaftlichen großen
Saale. Die Helle, große und reinliche Küche ist mit Sparösen besetzt.
Einen betrübenden Anblick gewähren die zahlreichen, größteutheils durch
ungemäßigte Leidenschaften: Trunk, Ausschweifung re. ihres Verstandes
beraubten, und daher, kaum der Gestalt nach, den Menschen noch ähn¬
lichen Personen. Einige saßen bei dem Besuche des Erzählers still, ohne
sich um ihre Umgebung zu bekümmern, in einem Winkel, Andere zeich¬
neten sich durch ein widriges Lachen, wieder Andere durch Weinen aus.
Die Wüthenden befanden sich in einem Käfige von starken hölzernen
Latten, worin sie weder sich noch andere beschädigen können. Diejenigen
Mannspersonen, welche am stillen Wahnsinn litten, gingen des Tages
über frei auf dem Hofe herum, spalteten Holz und verrichteten andere
häusliche Geschähe. Fast alle hatten den stieren, thierischen Blick und die
flache Stirn, wodurch sich die Irren bemerkbar machen. Außerdem hat
die Stadt noch 11 andere Hospitäler.
x 103. Die Hexenprozesse.
Zn den schmählichsten Früchten, welche der Aberglaube des Mit¬
telalters hervorbrachte, gehören die Herenprozesse. Wohl hatte man
auch früher schon an Hexerei, Zauberei und andere Teufelskünste ge¬
glaubt, wohl hatte man den Heren nachgesagt, sie sammelten sich in
der Walpurgisnacht auf dem Blocksberge um den Teufel und erneuer¬
ten dort ihren Bund mit demselben. Wohl hatte man auch schon Be¬
sen, Ofengabeln, Spinnrocken, schwarze Katzen, Ziegenböcke als Werk¬
zeuge zn diesem Ritte durch die Luft bezeichnet. Allein man hatte
doch wegen deö Verdachtes der Hererei Niemanden verbrannt. Dies
geschah erst später, in Deutschland vornehmlich erst um die Zeit deö
30jährigen Krieges und — man sollte es kaum für möglich halten —
noch im Jahr 1756 in Baiern mit einem 12jährigen Mädchen. In