— 297 — 
1 tu in tin'D sie verehrten den deutschen Kaiser als Schirmherr» .der 
Christenheit. 
102. Das Julius-Hospital zu Würzburg. 
Eine der trefflichsten Anstalten für die leidende Menschheit ist das 
Julius-Hospital, wozu der Bischof Julius 1573 deu Grund legre. 
Das jetzige solide und prächtige Haus, mehrere Stockwerke hoch, einen 
geräumigen Hofplatz einschließend, wurde 1764 erbaut, hat eine einfach 
schöne Kapelle mit Altar und Kanzel aus Marmor, und enthält gewöhn¬ 
lich über 1000 Kranke. Alte und Wahnsinnige, nebst 100 Personen, die 
als Aufwärter, Bäcker und Brauer rc. dabei thätig sind. Drei Viertel 
der Kranken werden gewöhnlich als geheilt entlasten. Jede Gattung der¬ 
selben, z. B. die chirurgischen, d. h. die an äußerlichen Verletzungen lei¬ 
denden, die epileptischen rc. ist von der andern abgesondert. In den 
Zimmern merkt man nickt den mindesten üblen Geruch. Die Commodi- 
täten sind für diejenigen Kranken, welche nicht aus dem Zimmer gehen 
können, an den Seitenwänden so angebracht, daß sie sich von selbst 
schließen, und ein unter dem Hause durchgele'tctcr Kanal allen Koth 
wegführt. Schwer Kranke erhalten ihre vorgeschriebene Speise im Zim¬ 
mer, die nicht - Bettlägerigen essen in einem gemeinschaftlichen großen 
Saale. Die Helle, große und reinliche Küche ist mit Sparösen besetzt. 
Einen betrübenden Anblick gewähren die zahlreichen, größteutheils durch 
ungemäßigte Leidenschaften: Trunk, Ausschweifung re. ihres Verstandes 
beraubten, und daher, kaum der Gestalt nach, den Menschen noch ähn¬ 
lichen Personen. Einige saßen bei dem Besuche des Erzählers still, ohne 
sich um ihre Umgebung zu bekümmern, in einem Winkel, Andere zeich¬ 
neten sich durch ein widriges Lachen, wieder Andere durch Weinen aus. 
Die Wüthenden befanden sich in einem Käfige von starken hölzernen 
Latten, worin sie weder sich noch andere beschädigen können. Diejenigen 
Mannspersonen, welche am stillen Wahnsinn litten, gingen des Tages 
über frei auf dem Hofe herum, spalteten Holz und verrichteten andere 
häusliche Geschähe. Fast alle hatten den stieren, thierischen Blick und die 
flache Stirn, wodurch sich die Irren bemerkbar machen. Außerdem hat 
die Stadt noch 11 andere Hospitäler. 
x 103. Die Hexenprozesse. 
Zn den schmählichsten Früchten, welche der Aberglaube des Mit¬ 
telalters hervorbrachte, gehören die Herenprozesse. Wohl hatte man 
auch früher schon an Hexerei, Zauberei und andere Teufelskünste ge¬ 
glaubt, wohl hatte man den Heren nachgesagt, sie sammelten sich in 
der Walpurgisnacht auf dem Blocksberge um den Teufel und erneuer¬ 
ten dort ihren Bund mit demselben. Wohl hatte man auch schon Be¬ 
sen, Ofengabeln, Spinnrocken, schwarze Katzen, Ziegenböcke als Werk¬ 
zeuge zn diesem Ritte durch die Luft bezeichnet. Allein man hatte 
doch wegen deö Verdachtes der Hererei Niemanden verbrannt. Dies 
geschah erst später, in Deutschland vornehmlich erst um die Zeit deö 
30jährigen Krieges und — man sollte es kaum für möglich halten — 
noch im Jahr 1756 in Baiern mit einem 12jährigen Mädchen. In
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.