Vertrag z» Vervun. 843.
Lothar erhielt die Kaiserwürde, Italien und Mittelfranken, das
Gebiet zwischen Rhein, Schelde, Maas, Saone und Rhone, dazu noch
Friesland;
Karl der Kahle: Westfranken (das Land westwärts von Mit-
telfranken;)
Ludwig der Deutsche: Ostfranken (die Länder diesseits des
Rheines) und die linksrheinischen Sprengel, Worms, Mainz und
Speier des Weines wegen.
Der Vertrag von Verdun ist die „Geburtsstunde" für das deutsche
und französische Volk geworden, denn seitdem entwickelten sich Ost¬
und West franken gesondert in Sprache und Sitte. Das Mittelreich
Lothars, welches ohne nationale Einheit war, wurde theils deutsch,
theils romanisch.
3. Am frühesten starb das Haus der Karolinger in Italien
aus. Lothars Reich zerfiel 855 unter seine drei Söhne. Der
älteste Ludwig II. bekam Italien mit der Kaiserwürde; Lothar II.
das nördliche Mittelfranken zwischen Rhein und Maas (vorwiegend
deutsch), nach ihm Lotharingen genannt; Karl das südliche Mittel¬
franken (vorwiegend romanisch: Provence, Burgund). Als Lothar II.
gestorben war, kam es zwischen Karl dem Kahlen und Ludwig dem
Deutschen zu dem Vertrage von Mersen an der Maas 870, wonach
die deutschredenden Theile Lothringens an Ludwig, die romanischen
an Karl fielen. Mit Ludwigs II. Tode 875 waren die Nachkommen
Lothars ausgestorben.
§ 15. Die Karolinger in Deutschland.
Bei Ludwigs des Frommen Schwäche und durch die Erbstreitig¬
keiten unter seiner Regierung waren die Errungenschaften Karls
des Gr. zum Theil wieder verloren gegangen Das Ansehen der
königlichen Würde hatte sehr gelitten, das Reich wurde als ein
Familiengut angesehen, das seines Herrn wegen da war, die große
Wehrkraft des Landes war zersplittert, weltliche und geistliche Großen
wurden übermächtig. Zu den Nachwehen der Bürgerkriege, die
dreißig Jahre lang das Reich heimgesucht hatten, kamen seit der
Mitte des 9. Jahrhunderts noch die Verwüstungen äußerer Feinde:
der Normannen, Slaven und Magyaren oder Ungarn.